Gelähmte Kinder: Mysteriöse Krankheit beunruhigt US-Behörden
Eine eigentlich extrem seltene Krankheit wird in den USA immer häufiger. Seit Sommer 2014 sind fast 400 Kinder an dem als »akute schlaffe Myelitis« (acute flaccid myelitis, AFM) bezeichneten Syndrom erkrankt, davon 62 im Jahr 2018. Die Behörden sind vor allem deswegen so besorgt, weil AFM Lähmungen an Armen und Beinen auslöst, die in gewisser Hinsicht den Symptomen eine Polioinfektion ähneln. Die Ursache der Krankheit ist bisher nicht bekannt, allerdings treten die Fälle jedes Jahr in einer Welle zwischen Juni und November auf, mit den meisten Fällen im August. Das deutet darauf hin, dass hinter den ansteigenden Fallzahlen eine Viruserkrankung steckt.
Auch in Deutschland gibt es immer mehr Fälle von AFM – »Die Rückkehr von Polio?« , fragte 2017 provokant eine Arbeitsgruppe um Johannes Hübner von der LMU München im »Deutschen Ärzteblatt International«. Es gibt eine Reihe Erreger, die als Komplikation bei einem kleinen Teil der Infizierten neurologische Schäden verursacht. Dazu gehören neben den bekannten Übeltätern Polio- und Masernvirus auch das West-Nil-Virus, das gerade in Europa umgeht, vor allem aber die weniger prominenten Enteroviren.
Im Jahr 2014 verursachte das Enterovirus D68 einen Ausbruch von Atemwegserkrankungen in den USA, bei dem zum ersten Mal die Verbindung zwischen Enteroviren und AFM in den Vordergrund rückte. Bei den seither identifizierten AFM-Fällen in den Vereinigten Staaten ist D68 allerdings nicht beteiligt, sondern möglicherweise ein anderer Erreger aus der näheren Verwandtschaft des Poliovirus: Eine Impfung gegen den Erreger mache teilweise gegen AFP immun, erklärt die US-amerikanische Behörde für Seuchenschutz. Ansonsten empfehlen Fachleute allgemeine Vorsorge gegen Infektionen, zum Beispiel regelmäßig die Hände zu waschen. Das ist ohnehin eine gute Idee und hat wirklich noch niemandem geschadet. Schon gar nicht nach dem Pinkeln.
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