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Lazarus-Effekt: Mythische Inkanahrung wiederentdeckt

Die alte Inkafestung Machu Picchu ist nicht nur archäologisch eine Reise wert. Die Bergwälder der Region liefern auch biologisch immer neue Überraschungen.
Ansicht von Machu Picchu von schräg oben

Die ersten Hinweise auf das Machu-Picchu-Baumchinchilla (Cuscomys oblativus) fand Hiram Bingham, der US-amerikanische Archäologe und Entdecker der sagenumwobenen Inkafestung in den Anden: zwei Schädel in 400 Jahre alten Tongefäßen. Wie heute noch Meerschweinchen dienten die katzengroßen Nagetiere also als Nahrung der Hochlandvölker – die sie wahrscheinlich aufgegessen hatten. So dachte man zumindest lange, denn niemand konnte in der Folge lebende Exemplare von Cuscomys oblativus aufspüren. 2009 beobachtete dann der Ranger Roberto Quispe ein Tier im Machu-Picchu-Nationalpark, das er nicht kannte und das zum Baumchinchilla hätte passen können. Doch erst Jahre später gelang es schließlich Biologen um Horacio Zeballos vom Museum Arequipa, das mythische Machu-Picchu-Baumchinchilla aufzuspüren und zu identifizieren (Bilder sehen Sie hier.) Die Art ist ein typisches Beispiel für den so genannten Lazarus-Effekt: Ein vermeintlich ausgestorbenes Tier wird plötzlich lebend wiederentdeckt.

Die Art lebt in Bergnebelwäldern an sehr steilen Hängen, deren Vegetation durch gedrungenes Wachstum mit vielen Epiphyten genannten Aufsitzerpflanzen gekennzeichnet wird. Wegen der extrem schwierigen Arbeitsbedingungen wagen sich nur wenige Forscher in diese Ökosysteme rund um Machu Picchu, doch wartet oft reicher Lohn: Neben dem Baumchinchilla entdeckte Zeballos Team noch ein weiteres, bislang unbestimmtes Säugetier – ein wasserlebender Nager aus der Gattung Chibchanomys –, eine Eidechse und vier Froscharten. Zudem fanden sie Hinweise auf ein noch unbekanntes Raubtier, dem sie 2015 auf der nächsten Expedition nachspüren wollen.

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