News: N-Acetyl-Cystein wirkt gegen körperlichen Abbau
Auszehrung und Gewichtsverlust sind häufig Begleiterscheinungen von Krebserkrankungen im fortgeschrittenen Stadium. Wissenschaftler der Abteilung Immunchemie des Deutschen Krebsforschungszentrums unter Leitung von Professor Wulf Dröge sowie der sportmedizinischen Abteilung und der Abteilung Anästesiologie der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit einer onkologischen Schwerpunktpraxis in Ihringen zeigten nun, daß N-Acetyl-Cystein, ein Abkömmling der Aminosäure Cystein, der auch in einigen Hustenmedikamenten enthalten ist, dem körperlichen Verfall entgegenwirken kann.
Ergebnisse mehrerer Studien mit verschieden großer Teilnehmerzahl von Gesunden und Krebskranken veröffentlichte die Gruppe am 1. Juli 1998 in der Zeitschrift Blood der American Society of Hematology. Danach beeinflußt der sogenannte Redoxzustand des Blutplasmas den körperlichen Verfall entscheidend: Je stärker die Aminosäure Cystein im Blutplasma oxidiert ist, desto weiter schreitet der Abbau an Muskelmasse voran, und desto niedriger ist die Konzentration des Bluteiweißes Albumin, was die Überlebenschancen von Krebspatienten verschlechtert.
Bei 23 Patienten, die an verschiedenen Krebserkrankungen im fortgeschrittenen Stadium litten, korrigierten sorgfältig dosierte Gaben von N-Acetyl-Cystein den ungünstigen Redoxzustand, erhöhten den Albuminspiegel und konnten den Verlust an Muskelmasse nicht nur bremsen, sondern sogar umkehren. Dadurch verbesserten sich die Muskelfunktion und Lebensqualität der Patienten.
Eine hauptsächlich durch Radikale ausgelöste chemische Veränderung der Blutplasma-Eiweiße, die Oxidation, wird auch bei älteren Menschen beobachtet. Es wurde gezeigt, daß sich bei 18 gesunden Studienteilnehmern die Gabe von N-Acetyl-Cystein ebenfalls günstig auf die Muskelmasse auswirkte. Daher, so Professor Dröge, bestehe berechtigte Hoffnung, daß die Behandlung mit N-Acetyl-Cystein nicht nur Tumorpatienten zugute komme, sondern auch den körperlichen Abbau von sehr alten Menschen verlangsamen könne. Dabei komme es aber auf eine genau den persönlichen Bedürfnissen angepasste Dosierung an. Die in der vorliegenden Untersuchung gewonnenen Daten sollen als Grundlage für umfassende klinische Studien dienen.
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