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Nachtfalter: Virus macht nur Männchen den Garaus

Bei asiatischen Nachtfaltern haben Forscher ein Virus entdeckt, das den männlichen Nachwuchs verenden lässt. Der Erreger ist aber nicht der Einzige, von dem dieser Vorgang bekannt ist.
Eine Raupe des Asiatischen Baumwollwurms auf einem Blumenkohlblatt im indischen Bundesstaat Westbengalen.
In Süd- und Ostasien gilt der Asiatische Baumwollwurm als Schädling. Hier krabbelt eine Raupe der Art Spodoptera litura über ein Blumenkohlblatt.

Forscher haben ein bislang unbekanntes Virus entdeckt, das bei Nachtfaltern nur die männlichen Nachkommen verenden lässt. Dies ist ebenso von einigen Mikroben bekannt. Damit liegt nahe, dass sich mehrere Erreger unabhängig voneinander so entwickelt haben, dass sie Insekten geschlechtsspezifisch töten können. Das Studienergebnis hat ein Team um Keisuke Nagamine von der japanischen Minami-Kyushu-Universität in Miyazaki im Fachblatt »PNAS« veröffentlicht.

Biologische Vorgänge, die das Geschlechterverhältnis einer Art zu Gunsten der Weibchen verschieben, sind in der Umwelt weit verbreitet. Die dafür verantwortlichen Bestandteile liegen häufig im Zytoplasma, also in dem Bereich einer Zelle, der sich innerhalb der äußeren Zellmembran befindet und den Zellkern umgibt. Es ist ein Gemisch aus Molekülen und Organellen, das ein Tier von seiner Mutter erbt. Bei Insekten kann das Zytoplasma mehrere Bakterien und eukaryotische Einzeller – so genannte Protisten – enthalten, die das Geschlechterverhältnis zu Gunsten der Weibchen verändern. Auf diesem Weg erhöhen die Erreger auch ihre eigene Übertragungsrate, weil sie nur von Weibchen zu Weibchen weitergegeben werden.

Bisher kannten Fachleute lediglich eine Virusfamilie, die Partitiviridae, die für Nachtfalter- und Fliegenmännchen tödlich sind. So entstehen in einer Population mehrheitlich Weibchen, und das Geschlechterverhältnis verschiebt sich. Keisuke Nagamine und seine Kollegen haben nun ein weiteres Virus identifiziert, das die männlichen Nachkommen des Asiatischen Baumwollwurms (Spodoptera litura) verenden lässt. Weibliche Nachtfalter, die mit dem Virus infiziert waren, produzierten eine gleiche Anzahl von männlichen und weiblichen Eiern. Doch während der Verpuppung überlebte fast keines der männlichen Exemplare.

Das Virus hat keine Gene mit anderen Viren oder Bakterien gemeinsam, die ebenfalls bloß für die Männchen einer Art gefährlich sind. Die Forscher deuten ihr Ergebnis dahingehend, dass die Mikroben auf unterschiedlichem Weg Mechanismen entwickelt haben, die die Nachkommen einer Insektenspezies geschlechtsspezifisch töten.

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