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Biologie: Nacktmulle überlisten Gesetz der Sterblichkeit

Bei den allermeisten Säugetieren steigt die Sterbewahrscheinlichkeit mit dem Lebensalter. Eine haarlose Nagervariante aus der Wüste kann da nur lachen.
Nacktmull im Nest

Für die allermeisten Säugetiere ist die Sache klar: Ab dem Erwachsenenalter wächst mit jedem Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit, von heute auf morgen zu sterben. Bei Menschen wird dieser statistische Zusammenhang vom 30. Lebensjahr an zumindest grob vom so genannten Gompertz-Gesetz beschrieben. Demnach verdoppelt sich die Sterbewahrscheinlichkeit ungefähr alle acht Jahre.

Einen ähnlichen Trend beobachten Biologen auch bei vielen Tieren. Eines dagegen fällt spektakulär aus dem Rahmen: Bei Nacktmullen bleibt die Gefahr des Ablebens über die gesamte Altersspanne konstant, zum Lebensende hin scheint sie sogar abzunehmen. Das ist zumindest das Fazit einer Studie, die im Fachmagazin "eLife" erschienen ist.

Die Wissenschaftler um Rochelle Buffenstein arbeiten für das Biotechnologieunternehmen Calico Life Sciences, das 2013 von Google gegründet wurde. Sie haben für ihre Untersuchung erheblichen methodischen Aufwand getrieben: Sie werteten Daten von etwa 3300 Nacktmullen aus, die Buffenstein in einem Zeitraum von 35 Jahren gesammelt hat. Demnach blieb die Sterbewahrscheinlichkeit der mäusegroßen Tiere über große Teile ihres Erwachsenenlebens konstant und betrug an jedem Tag etwa 1,8 zu 10 000.

Nacktmulle leben in wüstenähnlichen Gegenden Ostafrikas in großen, unterirdischen Gemeinschaften mit kooperativer Sozialstruktur. Wissenschaftlern war schon früher aufgefallen, dass die Tiere ungewöhnlich langsam altern und fast nie an Krebs erkranken. So erreichen Nacktmulle in Einzelfällen ihr 30. Lebensjahr, während Labormäuse selbst unter guten Bedingungen nach rund fünf Jahren sterben.

Damit werden die kuriosen Tiere dreimal so alt, wie man anhand ihres Körpergewichts – normalerweise ein guter Indikator für das Höchstalter einer Spezies – erwarten würde. Frühere Studien lieferten Hinweise, woran das liegen könnte: Nacktmulle verfügen offenbar über eine besonders effiziente Erbgutreparatur und außerdem über viele Chaperon-Proteine, die bei der korrekten Faltung anderer Eiweiße helfen.

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