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Spanische Wegschnecke: Nacktschnecke überrennt einheimische Population

Die Spanische Wegschnecke schadet massiv der Landwirtschaft, aber auch den einheimischen Nacktschnecken. Die genetischen Hilfsmittel dazu besorgt sie sich offenbar direkt vor Ort.
Eine Nacktschnecke

Die Spanische Wegschnecke gilt als einer der schlimmsten landwirtschaftlichen Schädlinge weltweit. Ursprünglich stammt sie aus dem Südwesten Europas, doch seit Mitte des 20. Jahrhunderts verbreitet sie sich auch in nördlicheren Gefilden, so etwa in Deutschland. Dabei holt sie sich offenbar genetische Unterstützung bei der einheimischen Roten Wegschnecke: Sobald die Invasoren in einer Region auftauchen, vermischen sich die beiden eng verwandten Arten stark, es kommt zur Hybridbildung. Mit der Zeit verschwänden aber die Hybriden wieder – und mit ihnen die Roten Wegschnecken.

Die Spanische Wegschnecke jedoch gehe aus diesem Treffen umso stärker hervor, womöglich weil sie sich bei den örtlichen Arten nützliche Genvarianten besorgt.

Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie, für die Forscherinnen und Forscher des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz anhand von 3500 gesammelten Tieren den Ausbreitungsprozess der Spanischen Wegschnecke im Umkreis von Görlitz verfolgte. Heike Reise, die Erstautorin der jetzt in den »Folia Malacologica« publizierten Studie, erklärt, dass das Team neue Kriterien entwickeln musste, mit denen sich Hybriden von Nichthybriden unterscheiden ließen. »Einige Tiere wurden bislang – auf Grund ihrer Ähnlichkeit – als eine der beiden Elternarten gezählt«, sagt die Schneckenexpertin in einer Pressemitteilung der Senckenberg Gesellschaft.

Die Rote Wegschnecke sei vor dem Eintreffen des südeuropäischen Konkurrenten die häufigste Art gewesen, schreiben die Forscher. Einer weiteren Art, der Schwarzen Wegschnecke, konnte die Invasion bislang noch nicht viel anhaben, da die Tiere überwiegend in naturnahen Wäldern leben würden. Weil immer wieder Abfälle in Wäldern abgeladen würden, dringe die Spanische Wegschnecke aber zusehends auch in deren Lebensraum vor. »Längerfristig könnte dies zu einer weiteren Ausbreitung des Schädlings und zum Aussterben der heimischen Art führen«, sagt Reise.

Auch wenn Arten wie die Spanische Wegschnecke für erhebliche Schäden verantwortlich seien, plädieren Schneckenexperten der Senckenberg Gesellschaft für einen differenzierteren Blick auf die Weichtiere. Mit Schneckenkorn und Bierfallen gingen Gartenbesitzer unterschiedslos gegen alle Arten vor. Dabei gebe es sanftere Methoden, um seine Pflanzen zu schützen. »Warum interessiert es offenbar niemanden, dass in Deutschland in den letzten 100 Jahren schon 14 Schneckenarten ausgestorben sind, 106 Arten extrem selten, 43 Arten sehr selten und 56 selten sind? Nur 78 Arten gelten überhaupt noch als ungefährdet und nur noch sechs als häufig«, sagte Katrin Schniebs von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden im Gespräch mit »Spektrum.de«.

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