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News: Nah dran

Weitab von unserem Sonnensystem kreist ein Planet so dicht um seinen Stern, dass er angesichts permanenter Sternenstürme und hochofenartiger Temperaturen allmählich seine Atmosphäre verliert. Immerhin hat der Planet die vergangenen fünf Milliarden Jahre einigermaßen gut überstanden.
Unter ständigem Beschuss
Rund 100 Planeten haben Forscher mittlerweile außerhalb unseres eigenen Sonnensystems entdeckt - und das war bereits schwierig genug. Denn die dunklen Planeten lassen sich nur indirekt nachweisen, etwa wenn sie mit ihrem Schwerefeld ihre Sterne taumeln lassen. Nur ist dieser Effekt so gering, dass bisher allein besonders massereiche Planeten entdeckt wurden, die zudem auf extrem engen Bahnen um ihre Gestirne laufen.

Mehr geben solche Planeten in aller Regel nicht preis, schließlich leuchten sie nicht selbst und werden allenfalls von ihrem Stern angestrahlt. Und dieses Licht ist milliardenfach blasser als das der Sonne und somit für Messungen viel zu schwach.

Doch ganz ganz selten haben die Planetenjäger Glück, und der Planet läuft nicht auf irgendeiner Bahn um seinen Stern, sondern auf einer, die ihn regelmäßig durch die Sichtlinie zu seinem Stern führt. Denn dann kommt es einmal pro Umlauf zu einer Sternenfinsternis, und der Planet wird nicht nur direkt sichtbar, er wird auch im wahrsten Sinne des Wortes von seinem Stern durchleuchtet.

HD209458b ist so ein ferner Planet: In Masse und Größe dem Jupiter sehr ähnlich, kreist in nur 3,5 Erdentagen in rund acht Millionen Kilometern einmal um seinen Heimatstern (zum Vergleich: Merkur kreist in 58 Millionen Kilometer um die Sonne) – und das alle 3,5 Erdentage einmal. Die Umstände auf HD209458b sind also reichlich unwirtlich, fanden Alfred Vida-Madjar vom Institut d’Astrophysique de Paris und seine Kollegen.

Trotz seiner vermutlich 1600 Grad Celsius heißen Oberfläche und trotz des ständigen Drucks durch den Sternenwind konnte sich der Planet in seiner fünf Milliarden Jahre alten Geschichte offenbar eine Atmosphäre bewahren. Immer wenn der Planet seinen Stern passierte, konnten die Forscher anhand der Spektrallinie des Wasserstoffs die Ausdehnung der Atmosphäre von HD209458b erforschen.

Und dabei stießen sie selbst in einer Entfernung auf Wasserstoffatome, die der 4,3-fachen Dicke der Jupiteratmosphäre entspricht. Es dürfte sich also kaum um die äußeren Schichten einer Atmosphäre handeln, schließlich reicht die Schwerkraft des Planeten hier unmöglich aus, um die Wasserstoffatome festzuhalten. Vielmehr entweichen diese Atome in die Weiten des Alls, HD209458b geht also peu à peu seiner Atmosphäre verlustig.

Die Spektraldaten des Hubble Space Telescope ließen sogar erkennen, wie sich um den Planeten herum eine Art Kometenschweif ausbildet. Wirklich dramatisch ist die Situation für HD209458b bisher aber nicht. In den fünf Milliarden Jahren seines Bestehens hat er bis jetzt wohl nicht viel mehr als 0,1 Prozent seiner Masse verloren.

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