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Radioastronomie: Nahe Galaxie sendet wiederholt rätselhafte Radioblitze

Wie entstehen die seltsamen schnellen Radioblitze? Nun wurde eine Spiralgalaxie als Ursprungsort eines Blitzes ausgemacht, der sich sogar wiederholt.
Radioteleskop Toruń

Äußerst hell und energiereich, aber ultrakurz erscheinen Radioblitze aus den Tiefen des Weltraums. Das rasche Aufleuchten macht es Forschern nicht nur schwer, sie zu registrieren, sondern erschwert zudem, den Ursprung dieser elektromagnetischen Strahlung zu finden. Für einen sich wiederholend blinkenden Fast Radio Burst (FRB) soll das nun gelungen sein. Wie ein Team in »Nature« berichtet, stammt FRB 180916 aus der sternbildenden Region einer relativ nahen Spiralgalaxie. Die Quelle nennen sie FRB 180916.J0158+65.

Erstmals entdeckt hatten Astronomen eine neue Form von Radioblitzen im Jahr 2006. Die Ausbrüche im Wellenlängenbereich der Radiostrahlung dauern jeweils nur einige tausendstel Sekunden. Die Pulse lassen sich zwar aus allen Himmelsrichtungen empfangen; doch woher sie genau stammen, ist unklar. Bis ausreichend Radioteleskope für eine Lokalisierung per Triangulation auf Empfang sind, ist der Blitz bereits vorüber. Fest steht bloß, dass der Ursprung stets jenseits unserer eigenen Galaxie, des Milchstraßensystems, liegt.

Obwohl mittlerweile mehr als 100 FRBs bekannt sind, ließen sich bislang nur vier in bestimmte Galaxien zurückverfolgen. Der erste war im Jahr 2017 ein sich wiederholender Blitz, FRB 121102. Bei allen anderen handelt es sich um ein einmaliges Aufblitzen. Nun kommt mit FRB 180916 eine zweiter Serienblinker mit Herkunftsort hinzu.

Ein Blitz wie kein anderer

Noch nie zuvor war ein Radioblitz so nah. Sein Ursprungsort liege sechsmal näher als der von FRB 121102, schreiben die Forscher. Was die Beobachtung zudem interessant macht: Auch dieses Signal hat einen unverwechselbaren Charakter. Beispielsweise unterscheiden sich die Eigenschaften seiner rund 500 Millionen Lichtjahren entfernten Heimatgalaxie von allen anderen bisher bekannten. Auf Grund des Faraday-Effekts drehen Magnetfelder die Schwingungsrichtung der Radiowelle. Diese »Faraday-Rotation« ist bei FRB 180916 sehr gering ausgeprägt. »Das legt nahe, dass sich wiederholende FRBs in einer deutlich weniger extremen Umgebung entstehen. Dennoch könnte FRB 180916 von einem schnell rotierenden und stark magnetisierten Neutronenstern, einem Magnetar, verursacht worden sein«, schreiben daher die Forscher in der aktuellen Studie.

Erfasst hatte das Team FRB 180916 bereits vor ein paar Monaten mit Hilfe einer Technik namens VLBI, also Interferometrie mit sehr langen Basislinien. Die Astronomen beobachteten bei einer Radiofrequenz von 1,7 Gigahertz und einer Bandbreite von 128 Megahertz. Insgesamt acht Teleskope des Europäischen VLBI-Netzwerks waren dafür nötig. Neben FRB 180916.J0158+65 fand das Team damals noch sieben weitere sich wiederholende Radioblitze. Mit den neuen Messdaten hoffen sie dem Geheimnis der mysteriösen schnellen Radioblitze endlich auf die Spur zu kommen.

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