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Nahrungskette: Kojoten stehen auf Robbenbabyspeck

Eine für ihre Art eher ungewöhnliche Nahrung haben sich ein paar Kojoten in Kalifornien erschlossen: Sie jagen und fressen den Nachwuchs von Seehunden.
Eine Gruppe von Seehunden flieht in flaches Wasser an der kalifornischen Küste, während ein einzelner Kojote am Ufer entlangläuft. Im Hintergrund sind Bäume und eine Hütte zu sehen. Die Szene zeigt die Interaktion zwischen den Tieren in ihrer natürlichen Umgebung.

Seit 2016 bemerkten Wissenschaftler in einer kalifornischen Kinderstube von Seehunden rund 50 tote Jungtiere, deren Kopf abgebissen war und aus dem Gehirn gefressen wurde. Wer dafür verantwortlich war, konnte ein Team um Frankie Gerraty von der University of California in Santa Cruz erst 2023 und 2024 mit Hilfe von Kamerafallen klären: Auf drei Bildern entdeckten sie Kojoten, die aktiv Jagd auf Seehundbabys machten, sie in die Dünen zerrten und dort fraßen. Die fettreiche Nahrung liefert den Hundeartigen viel Energie.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Landraubtiere wie Schwarzbären, Pumas oder Rotluchse in Kalifornien bei Gelegenheit auch Meeressäuger erbeuten und fressen. Misstrauisch wurden Gerraty und Co, als sie bemerkten, dass ein Tier gezielt den Seehundbabys nachstellte: Die Jungtiere wurden immer an den gleichen Ort gezogen und dort gefressen – die Überreste lagen nicht verstreut hier und da. Spuren im Sand und Kot deutete an, dass es die verglichen mit der Konkurrenz eher kleinen Kojoten die Seehunde erlegten.

Die Studie sei die Erste, die ein derartiges Jagdverhalten von Kojoten belege, schreiben die Wissenschaftler. Sie gehen allerdings davon aus, dass dies schon längere Zeit vorkommt und nicht erst neu erlernt sei. Im Lauf der Studie bekam die Arbeitsgruppe Bilder von Naturbeobachtern, die Seehunde jagende Kojoten auch in anderen Teilen Kaliforniens fotografiert hatten. Andere Berichte stammen aus den US-Bundesstaaten Massachusetts und Washington.

Teilweise töteten die Kojoten junge Seehunde, die schon genauso groß und mindestens so schwer waren wie sie selbst. An der fettreichen Beute fraßen sie dann mehrere Tage. Von dem Jagderfolg profitierten zudem Weißkopfseeadler, Geier und Raben, die sich an den Kadavern bedienten. Die Seehunde reagierten jedoch auf die Nachstellungen: Zum einen nahm ihr Bestand am betroffenen MacKerricher State Beach ab; ein Teil der Tiere wanderte also womöglich in andere Regionen ab, um ihre Jungen zu bekommen. Andere Seehundmütter zogen sich auf Felsen vor der Küste zurück, die von den Kojoten nicht oder schlecht erreichbar sind.

Prinzipiell ist die Kinderstube auf dem Festland wohl erst aufgekommen, nachdem Wölfe und Grizzlybären in Kalifornien ausgerottet worden waren. Zuvor hatten Seehunde oder Seelöwen ihre Jungen im Schutz abgelegener Inseln großgezogen.

  • Quellen
Ecology 10.1002/ecy.70031, 2025

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