Nahrungskette: Wie Krokodile von Schweinen profitieren

Seit den 1970er Jahren hat sich die Zahl der Leistenkrokodile (Crocodylus porosus) im australischen Northern Territory von wenigen tausend auf rund 100 000 Tiere vervielfacht – auch dank strenger Schutzmaßnahmen. Das war jedoch nicht der einzige Grund für diese Zunahmen, damit einhergingen auch eine bemerkenswerte Verschiebung in der bevorzugten Beute und veränderte Nährstoffkreisläufe, wie Mariana Campbell von der Charles Darwin University in Darwin und ihr Team zeigen: Die Reptilien fressen inzwischen überwiegend eingeschleppte Säugetiere und düngen auf diese Weise die Feuchtgebiete, in denen sie leben.
Die Arbeitsgruppe wertete für ihre Studie langzeitige Datenreihen zu den Krokodilbeständen und ihren Ernährungsvorlieben aus dem Northern Territory aus. Daraus modellierten sie, wie viel Nahrung die Tiere pro Quadratkilometer ihres Verbreitungsgebiets früher und heute konsumieren und wie sich dies auf die Stoffflüsse des Ökosystems auswirkt. Fraßen die Krokodile 1979 nur 20 Kilogramm Beute pro Quadratkilometer, so stieg dieser Wert bis 2019 auf 180 Kilogramm an.
Gleichzeitig verschob sich das Beutespektrum, wie eine Isotopenanalyse von Krokodilknochen aus den verschiedenen Zeiten zeigt: Bestand die Nahrung zu Beginn des Untersuchungszeitraums zu 65 Prozent aus Wasserlebewesen (überwiegend Fisch), so dominieren heute zu 70 Prozent landlebende Säugetiere – und darunter wiederum eingeschleppte Schweine, Wasserbüffel oder Rinder. Verwilderte Schweine gelten sogar als ein wichtiger unterstützender Faktor bei der Bestandserholung der Krokodile. Die Forscher schätzen, dass die Reptilien pro Jahr und Quadratkilometer Territorium mindestens sechs Schweine fressen.
Da sie den größten Teil ihres Kots im Wasser ausscheiden, sorgt das neue Beuteschema auch dafür, dass sich die Stoffflüsse deutlich verändert haben: Über die Verdauung hat sich der Stickstoffeintrag um das 186- und der Phosphateintrag um das 56-Fache vergrößert. Das könnte deutliche Folgen für die aquatischen Ökosysteme haben, schreiben die Wissenschaftler, etwa durch verstärktes Wachstum von Phyto- und Zooplankton, die an der Basis der Nahrungskette stehen. Da es während der Regenzeit jedoch großflächig zu Überflutungen kommt, die nährstoffübersättigte, kleinere Gewässer durchspülen, verteilt sich der Naturdünger letztlich immer wieder über große Flächen. Etwaige Beeinflussungen müssten daher in groß angelegten Studien untersucht werden.
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