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Kulturelle Evolution: Nahrungstabus wirksamer Schutz für Schwangere und Stillende

Fischer beim Einbringen der Netze am Strand
Ernährungsempfehlungen für Schwangerschaft und Stillzeit gibt es viele. Eine Studie von den Fidschi-Inseln zeigt, wie überlieferte Traditionen gezielt Fischvergiftungen vermeiden. Und sie demonstriert, wie Familien- als auch Expertenwissen gleichermaßen wichtig sind, damit sich diese Informationen im Laufe der Zeit in der Gesellschaft etablieren konnten.

Joseph Henrich von der University of British Columbia und Natalie Henrich vom Providence Health Care Research Institute hatten Dorfbewohner auf der Yasawa-Insel im Nordwesten des Fidschi-Archipels zu Essensregeln während Schwangerschaft und Stillzeit befragt. Dort gibt es eine in der Bevölkerung weithin anerkannte Liste von verschiedenen Fischarten, die den Frauen während dieser Phasen verboten sind.

Und das mit gutem Grund: Sie versammelt jene Arten, die durch angereicherte Toxine aus Dinoflagellaten Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod verursachen können. Ungiftige Spezies hingegen fehlen, und in der Stillzeit verändert sich ein wenig die Liste der verbotenen Nahrungsmittel – manche weniger gefährlichen Fischarten sind wieder erlaubt, dafür fallen nun einige Gewürze durchs Raster. Alles in allem aber sorgen die Tabus tatsächlich dafür, dass sich Schwangere um 30 Prozent und Stillende um 60 Prozent seltener vergiften als die Durchschnittsbevölkerung.

Überliefert wird das Wissen dabei so gut wie nie über eigene schlechte Erfahrungen. Vielmehr lernen junge Frauen vor allem von ihren Müttern, Großmüttern und Schwiegermüttern. Ein weiteres Viertel nennt als Informationsquelle mit ihnen nicht verwandte Frauen, die in Fragen von traditioneller Medizin, Schwangerschaft und Säuglingspflege als besonders kundig eingestuft werden, sowie andere "Weisen" des Dorfes (von einem Drittel der Befragten angeführt). Diese Gewichtung sei in modernen Industriegesellschaften stärker in Richtung Expertenwissen verschoben, erklären die Autoren.

In der Tabuliste tummeln sich zwar auch einige Irrläufer, doch werden diese nicht so strikt befolgt wie die wirklich gefährlichen Arten. So nannten einige Frauen Süßwasseraale als verboten, obwohl diese nicht toxinbelastet sind. Wie die Forscher zeigen können, werden diese ungefährlichen Spezies gemieden, da sie den potenziell giftigen Muränen ähnlich sehen. Tintenfische hingegen werden von manchen verschmäht, weil sie sich schlecht einer übergeordneten Kategorie zuordnen lassen, für die es eine eindeutige Gefahreneinstufung gibt – und deshalb lieber als gefährlich betrachtet werden. (af)
  • Quellen
Henrich, J., Henrich, N.: The Evolution of Cultural Adaptations: Fijian food taboos protect against dangerous marine toxins. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences 10.1098/rsbp.2010.1191, 2010.

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