News: Nanopartikel retten alte Fresken
Auf diesem Putz ließ sich zwar vortrefflich malen, doch in feuchten Gegenden begann der Verfall oft schon zu Lebzeiten der Künstler. Daher experimentierten manche Maler auch mit anderen Grundierungen. Leonardo da Vinci schuf in den Jahren 1495 bis 1498 sein weltberühmtes "Letztes Abendmahl" zum Beispiel auf einem Untergrund aus Harz und Pech, den er zuvor auf das Mauerwerk aufbrachte. Das und die Verwendung anderer Farben ermöglichte dem Künstler und Gelehrten zwar, mit genügend Muße zu arbeiten, da das Bild langsam trocknete, indes war die Entscheidung fatal für die Haltbarkeit des Bildes, und noch zu seiner Zeit musste der Meister feine Haarrisse übermalen lassen.
Auch heute gelingt es nur bedingt, die alten Werke zu konservieren. Staub, Smog und Erschütterungen durch Verkehr setzen ihnen zu. Das Hauptproblem ist jedoch zumeist die Feuchtigkeit. Denn sie löst die getrocknete Grundierung und lässt sie mitsamt der aufgetragenen Farbe von der Wand rieseln. Nun haben Forscher der Università degli Studi di Firenze einen Weg gefunden, die abgelösten Farbstücke wieder anzukleben.
Piero Baglioni und seine Kollegen nutzen eine Suspension aus klitzekleinen Calciumhydroxid-Kristallen und Alkohol. Das Calciumhydroxid liegt dabei in kleinen sechseckigen Plättchen vor, die zwischen 100 und 250 Nanometer breit sind und aufgrund ihrer flachen Form recht gut Wasser aufnehmen. Derartige Nanopartikel dringen nun leicht in das geschädigte Fresko ein, und nachdem der Alkohol verflogen ist, absorbieren sie Wasser und Kohlendioxid, um als Kalk die Farbe wieder fest an den Untergrund zu binden.
Die Forscher wandten ihre Methode bereits erfolgreich an dem weniger bekannten Werk "Gli Angeli Musicanti" an, das im 16. Jahrhundert von Santi di Tito geschaffen wurde. Das Fresko ist in der Kathedrale Santa del Fiore in Florenz zu bewundern.
Zwar haben Restaurateure schon früher Pulver aus Löschkalk für ihre Arbeit verwendet, jedoch war die durchschnittliche Teilchengröße mit mehr als einem tausendstel Millimeter noch zu groß, als dass das Material tief in das Fresko eindringen konnte. Viel schlimmer noch: Meist fiel durch derlei Rettungsversuche ein untilgbarer, weißer Film an der Oberfläche des Kunstwerkes aus.
So scheint es, als könnte die Nanotechnologie – eigentlich als Zukunftstechnologie gepriesen – auch der Vergangenheit einen Dienst erweisen. Leonardo da Vinci hätte dies sicherlich gefallen.
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