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Narzissmus in der Partnerschaft: Wann ein Liebes-Burnout droht

Es gibt verschiedene Arten von Narzissmus. Zwei können der Beziehung schaden – aber eine hält im Gegenteil die Gefühle wach.
Im Vordergrund eine desillusioniert dreinschauende Frau im Profil, im Hintergrund sitzt ein Mann von ihr abgewandt auf dem Sofa
Narzisstisches Verhalten kann zu Frust und Enttäuschung in der Beziehung führen. (Symbolbild)

Beziehungen mit hochnarzisstischen Menschen können anstrengend sein: Sie wollen bewundert werden, sind überzeugt, etwas Besonderes zu sein und stets eine Sonderbehandlung zu verdienen. Man sollte meinen, dass darunter auch die Partnerschaft leidet. Doch nicht unbedingt! Wie die Fachzeitschrift »Personality and Individual Differences« berichtet, kann eine Form von Narzissmus den Partner sogar vor einem Liebes-Burnout bewahren.

Für ihre Studie hatten der Narzissmusforscher Virgil Zeigler-Hill und sein iranischer Kollege Ali Mohammad Beigi über Flyer und soziale Medien im Iran 668 erwachsene heterosexuelle Paare angeworben. Knapp 90 Prozent waren verheiratet, 66 Prozent hatten mindestens ein Kind. Mann und Frau sollten jeweils getrennt die gleichen Fragen beantworten. Waren sie zum Beispiel von ihrem Partner enttäuscht, fühlten sie sich in der Beziehung gefangen? Das wurde als Merkmal für ein Liebes-Burnout gewertet. Außerdem sollten die Befragten angeben, wie sehr sie sich mehr Macht, Einfluss und Kontrolle in ihrer Beziehung wünschten.

Am ausführlichsten fragten die Forschenden nach narzisstischen Tendenzen. Lange unterschied man nur zwischen selbstbewussten (»grandiosen«) und selbstunsicheren (»vulnerablen«) Narzissten. Doch inzwischen gehen Fachleute davon aus, dass sich alle Narzissten für großartig halten und nur wenn sie sich nicht genug bewundert oder anerkannt fühlen, sinkt der Selbstwert und sie reagieren neurotisch oder aggressiv. Entsprechend erhoben die Forscher in dieser Studie, wie genau sich der Narzissmus äußert, und unterschieden drei Varianten: »extravertiert«, »neurotisch« und »antagonistisch«.

Die drei Formen von Narzissmus

  • Extravertierter Narzissmus: Jemand möchte bewundert werden; strebt nach Erfolg; übernimmt gern das Kommando.
  • Neurotischer Narzissmus: Jemand braucht ständig Komplimente; fürchtet sich durch Fehler lächerlich zu machen; sorgt sich sehr darum, was andere von ihm/ihr denken.
  • Antagonistischer Narzissmus: Jemand hat keine Hemmungen, andere auszunutzen; glaubt einen Anspruch auf Sonderbehandlung zu haben; wird wütend, wenn er/sie nicht bekommt, was ihm/ihr vermeintlich zusteht.

Bei den Partnern von narzisstischen Frauen fanden sich keine vermehrten Merkmale eines Liebes-Burnouts. Bei den Partnerinnen der männlichen Narzissten jedoch schon – sofern die Männer nach eigener Auskunft zu neurotischem oder antagonistischem Narzissmus neigten. Das lag vor allem daran, dass mit diesen Formen von Narzissmus auch ein gesteigertes Machtstreben verbunden war. Neigte einer von beiden jedoch zu extravertiertem Narzissmus, schützte das den anderen sogar vor einem romantischen Burnout.

Die Beziehungsprobleme von narzisstischen Menschen haben demnach zumindest zum Teil damit zu tun, dass sie die Macht und Kontrolle in der Partnerschaft haben wollen, so deuten die Forscher ihre Befunde. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie von Virgil Zeigler-Hill in den USA, veröffentlicht in der Fachzeitschrift »Personal Relationships«. Darin untersuchte er gemeinsam mit zwei Kollegen von der Oakland University in Michigan, was das Machtstreben von narzisstischen Personen grundsätzlich für die Partnerschaft bedeutet. Hier schadete es den Beziehungen sowohl wenn Männer als auch wenn Frauen antagonistisch-narzisstische Züge aufwiesen.

Kulturelle Unterschiede könnten dafür verantwortlich sein, dass die Ergebnisse im Iran und in den USA zwar ähnlich, aber nicht gleich ausfallen. Beide Studien kommen jedoch zu dem Schluss, dass das Machtstreben in der komplexen Beziehungsdynamik von narzisstischen Menschen eine besondere Rolle spielt.

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