Raumfahrttechnik: NASA testet aufblasbaren Hitzeschild
Mit dem Inflatable Re-entry Vehicle Experiment (IRVE) belebt die NASA ein bereits vor 40 Jahren vorgeschlagenes Konzept neu, das die Vorzüge von Hitzeschilden und Fallschirmen vereinen soll. Frühere Versuche der Russen scheiterten an technischen Schwierigkeiten. Am 17. August 2009 absolvierte das amerikanische Testsystem nun den ersten erfolgreichen Suborbitalflug mit einer zehn Meter hohen Kleinrakete.
Fallschirme können den Sturzflug eines Raumfahrzeugs lediglich auf den letzten Kilometern über dem Boden verlangsamen, denn sie funktionieren nur in der dichten unteren Atmosphäre und würden beim überschallschnellen Eintritt sofort zerrissen. Hitzeschilde sind dagegen schwer und bremsen durch ihre vergleichsweise geringe Oberfläche einen Flugkörper nur langsam ab. Ein "Ballute" (Kunstwort aus "Ballon" und "Parachute", also "Fallschirm"), wie sie auch bei Überschallflugzeugen eingesetzt werden, ist bereits bei hohen Geschwindigkeiten stabil und galt daher schon lange als mögliche Lösung des Problems.
Auch bei einem durch die große Oberfläche geringfügig langsameren Wiedereintritt mit einem Ballute treten an dessen Oberfläche durch Luftreibung noch immer Temperaturen von bis zu 1000 Grad auf. Die aufblasbare Hülle des IRVE besteht daher außen aus Keramikfasern, während Kevlar auf der Innenseite ihr Stabilität verleiht.
Mit an Bord des 600 Kilogramm schwereren Testkörpers waren vor allem Instrumente und Kameras. Auf zusätzliche Fallschirme für eine weiche Landung verzichteten die Forscher. Der IRVE schlug im Meer ein und wurde nicht geborgen.
In den Jahren 2000 bis 2005 testete das russische Raumfahrtunternehmen Lavochkin zusammen mit der ESA ein sehr ähnliches System, genannt IRDT. Von den drei Testflügen schlugen jedoch zwei aufgrund von Materialversagen fehl. Obwohl das Projekt nie offiziell als gescheitert erklärt wurde, fanden keine weiteren Tests statt.
Wichtigstes Ziel der neuen Technologie ist es, zukünftig deutlich schwerere Geräte auf dem Mars zu landen und gleichzeitig Gewicht bei Bremsraketen und Fallschirmen zu sparen. Auch der Rücktransport kleinerer Probenbehälter von der ISS gehört zu den vorgeschlagenen Anwendungen.
Ralf Strobel
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