Roter Planet: NASA und ESA bereiten sich auf Marskonjunktion vor
Alle 26 Monate steht der Mars am irdischen Himmel in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sonne. Diese Zusammenkunft wird als Konjunktion bezeichnet. Dann stört das Tagesgestirn mit seiner natürlichen Radiostrahlung die Kommunikation mit den Raumsonden, die sich auf der Oberfläche oder im Umlauf um den Roten Planeten befinden. Dieses Mal werden am 18. April 2013 den Roten Planeten nur rund 0,4 Grad von der Sonne trennen, das ist weniger als die Breite des Vollmonds und ausgesprochen gering.
Auf die Konjunktion muss sich die US-Raumfahrtbehörde NASA mit ihren derzeit vier aktiven Raumsonden vorbereiten. Vom 4. April bis Anfang Mai wird die Aktivität der Sonden stark eingeschränkt und es werden möglichst keine Steuerbefehle von der Erde aus gesendet. Durch die solare Radiostrahlung kann die Datenübertragung von der Erde so stark gestört werden, dass die Befehle die Sonden nur verstümmelt erreichen. Dann besteht die Gefahr, dass die Bordcomputer durch fehlerhafte Signale verwirrt werden könnten. Im schlimmsten Fall könnte durch einen solchen Datensalat eine Raumsonde für immer verloren gehen.
Die beiden in einer Marsumlaufbahn befindlichen Sonden Mars Reconnaissance Orbiter und Mars Odyssey werden vom 9. bis zum 26. April keine Funkbefehle von der Erde erhalten. Beide Sonden werden weiterhin mit ihren Instrumenten den Mars beobachten, aber den größten Teil ihrer Messdaten an Bord speichern für eine spätere Übertragung. Zudem werden beide Orbiter die Daten und Bilder der Rover Curiosity und Opportunity aufzeichnen, deren Aktivitäten ebenfalls eingeschränkt werden.
Opportunity, der mittlerweile seit mehr als neun Jahren auf der Marsoberfläche aktiv ist, wird weiterhin Messungen vornehmen und dabei einem schon vor längerer Zeit eingespeisten Steuerprogramm folgen. Er wird im gleichen Zeitraum wie die Orbiter keine Funkbefehle von der Erde erhalten. Der Rover Curiosity, die derzeit neueste US-Raumsonde auf dem Roten Planeten, wird Analysen und Bilder an seinem derzeitigen Standort vornehmen und sich für vier Wochen nicht fortbewegen. Vom 4. April bis zum 1. Mai sollen keine Steuerbefehle an Curiosity gefunkt werden, zumal der Rover kürzlich mehrfach Computerprobleme zeigte (wir berichteten). Er wird seine Messdaten an Mars Odyssey übermitteln und täglich ein kurzes Funksignal direkt zur Erde senden, um Auskunft über seinen Zustand zu geben.
Natürlich wappnet sich auch die Europäische Raumfahrtbehörde ESA im Hinblick auf die Marskonjunktion. Die seit Dezember 2003 in einer Umlaufbahn befindliche Spähsonde Mars Express wird bereits am 28. März für fünf Wochen in eine Ruhephase geschaltet, wie Missionskontrolleur James Godfrey vom Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt auf Anfrage von "Sterne und Weltraum" mitteilte.
Während dieser Zeit werden alle wissenschaftlichen Beobachtungen des Roten Planeten eingestellt, lediglich die Ausrichtung der Sonde auf die Erde wird beibehalten. Das Steuerprogramm für die nächsten fünf Wochen wurde bereits zur Sonde übertragen und die Aktivität der Sonde wird auf das absolute Minimum beschränkt. Bei der Programmierung mussten die Missionskontrolleure beachten, das seit rund anderthalb Jahren die Kommunikation mit dem Massendatenspeicher von Mars Express nicht mehr zu 100 Prozent zuverlässig ist. Somit waren sie gezwungen, die Steuerbefehle in anderen Bereichen der Sonde abzuspeichern, wo nur sehr wenig Speicherplatz zur Verfügung steht. Die Missionskontrolleure bei ESOC sind aber zuversichtlich, dass Mars Express auch diese Marskonjunktion gut überstehen wird und den Roten Planeten bald wieder unter die Lupe nehmen kann.
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