Coronaimpfung: Nasenspray-Impfstoff von AstraZeneca gescheitert
Der Adenovirus-basierte Impfstoff von AstraZeneca erzeugt als Nasenspray keine ausreichende Immunität. Deswegen wird das Unternehmen ihn in dieser Form nicht mehr weiterentwickeln. Das ist das Ergebnis einer ersten klinischen Studie an 130 Menschen in Wuhan, durchgeführt von einem Team um Alexander D. Douglas von der University of Oxford. Wie die Arbeitsgruppe in der Fachzeitschrift »eBioMedicine« schreibt, konnte sie nach einer Dosis Nasenspray praktisch keine Antikörper in der Nasenschleimhaut nachweisen, und nach der zweiten Dosis nur bei einen Teil der Versuchspersonen. Insgesamt erzeuge eine solche Art der Impfung nur schwache und inkonsistente Immunreaktionen, die nicht ausreichend seien, um den Ansatz in dieser Form weiterzuverfolgen, heißt es in der Publikation.
Fachleute erhoffen sich von Nasenspray-Impfungen einen besseren Schutz vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2, als ihn bisherige Impfstoffe bieten. Diese nämlich erzeugen nur wenig Antikörper in den Schleimhäuten, so dass das Virus am Ort der ersten Infektion freie Bahn hat. Die Hoffnung ist, dass ein Aerosol aus den für die Impfung verwendeten Adenoviren direkt dort einen effektiven Schutz erzeugt. Allerdings ist es deutlich schwieriger, einen solchen Impfstoff herzustellen. Die Schleimhäute sind eine sehr effektive Barriere gegen Krankheitserreger und halten auch Impfstoffe ab. Deswegen ist es zum Beispiel schwierig so zu dosieren, dass genug der Viren in Zellen eindringen, um eine robuste Immunreaktion zu erzeugen.
Fachleute vermuten deswegen, dass Impfstoffe auf Basis der nicht vermehrungsfähigen Adenoviren grundsätzlich nur begrenzt für nasale Impfungen geeignet sind. Gegen Grippe gibt es zwar eine Nasenspray-Impfung FluMist; die allerdings basiert auf einem abgeschwächten Grippevirus, das sich in der Schleimhaut vermehrt. Bisher gibt es keinen derartigen Lebendimpfstoff für Covid-19. Womöglich herrschen auch Unterschiede zwischen den verwendeten Adenovirus-Linien. Der im September zugelassene Nasenspray-Impfstoff des chinesischen Herstellers Cansino etwa erzeugt eine bessere Immunreaktion im Blut als das nun getestete Präparat von AstraZeneca – allerdings gibt es bei diesem Impfstoff keine Daten über die Immunität in den Schleimhäuten.
Möglicherweise spielt zudem die Darreichungsform eine Rolle. So verwendet Cansino einen Vernebler, um ein Aerosol zu erzeugen. Der ebenfalls im September 2022 zugelassene nasale Impfstoff BBV154 vom indischen Hersteller Bharat Biotech wird als Nasentropfen verabreicht. Beide erzeugten in klinischen Studien eine bessere Immunreaktion als das Nasenspray von AstraZeneca. Dieses wird nun nach dem Scheitern der Studie neu konzipiert; neben einer veränderten Darreichungsform werden die Fachleute womöglich auch die Dosis und eventuelle Wirkverstärker anpassen.
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