Naturkatastrophen: Der Chicxulub-Tsunami war so gigantisch wie kein anderer
Bis zu 30 000-mal stärker war der erste Tsunami nach dem Einschlag von Chicxulub verglichen mit den verheerenden Flutwellen am zweiten Weihnachtstag 2004, das hunderttausenden Menschen das Leben kostete. Die Spuren der Tsunamis vor 66 Millionen Jahren finden sich auch heute in vielen Regionen der Erde, wie eine Studie von Molly Range von der University of Michigan in Ann Arbor und ihrem Team in »AGU Advances« beschreibt: Der Einschlag und seine Auswirkungen im Ozean gehören zu den größten Katastrophen, welche die Erde je trafen.
Gegenüber Chicxulub verblassen alle anderen bekannten Tsunamis der Erdgeschichte: Die Flutwellen waren so stark, dass sie den Meeresboden über riesige Distanzen aufwühlten und Sedimente in der halben Welt erodierten. In Bezug auf Energie und Größe übertreffen sie alle Tsunamis, deren Spuren man nachweisen konnte. Vor allem der Tsunami, der unmittelbar nach dem Impakt entstand, hatte es in sich, wie die Arbeitsgruppe mit Hilfe einer Simulation ermitteln konnte.
Der Einschlag verdrängte so viel Wasser, dass eine etwa erste, 1,5 Kilometer hohe Welle entstand. Der Ozean schwappte dann rasch zurück und füllte den neuen Krater, um an dessen Rändern erneut anzubranden, was noch mehr Wellen erzeugte. Auf ihrem Weg durch den Ozean schrumpften sie zwar dann, doch erreichten sie noch in tausenden Kilometern Entfernung Höhen von zehn Metern und mehr, als sie auf die Küsten entlang von Pazifik und Atlantik trafen.
»Dieser Tsunami war stark genug, um Sedimente in Ozeanbecken rund um den halben Globus zu stören und zu erodieren, was entweder eine Lücke in den Sedimentaufzeichnungen oder ein Durcheinander älterer Sedimente hinterließ«, sagt Range. Im heutigen Golf von Mexiko erreichten manche der Wasserberge auch Höhen von 100 Metern und Geschwindigkeiten von 360 Kilometern pro Stunde. Erdbeben und Erdrutsche im Meer lösten außerdem wohl weitere Tsunamis aus.
Molly und Co zeigen zudem, dass die Kreide-Paläogen-Grenze vielerorts durch die Tsunamis gestört wurde. Bohrkerne wiesen Lücken, Absenkungen und Abrisse in diesem Bereich auf, welche Geologen bisweilen in die Irre führten. Das Durcheinander wurde auf spätere, lokale tektonische Ereignisse zurückgeführt. Die größten derartigen Störungen fanden sich dabei im Nordatlantik und Südpazifik. Selbst im heutigen Neuseeland wurden noch starke Veränderungen nachgewiesen: 12 000 Kilometer vom Impakt entfernt.
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