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Tierwanderungen: Naturschauspiel vor dem Aus?

Die Wanderung der amerikanischen Monarchfalter gehört zu den größten Naturwundern der Erde. Doch die Versammlung im Westen der USA steht kurz vor ihrem Ende.
Ein einzelner Monarchfalter sitzt an einem Grashalm

Jährlich ziehen Millionen Monarchfalter aus dem Osten der USA über tausende Kilometer bis ins mexikanische Hochland, um dort zu überwintern. In etwas kleinerer Dimension findet dieses Schauspiel auch an der nordamerikanischen Westküste statt, wo die Falter des westlichen Monarchen (Danaus plexippus) sich schließlich in Kalifornien versammeln. Doch diese Wanderung – berühmt geworden durch zahlreiche Naturfilme – drohe bald gänzlich zu verschwinden, mahnen Wissenschaftler um Cheryl Schultz von der Washington State University Vancouver. Seit den 1980er Jahren sei die Winterpopulation der Schmetterlinge von rund 10 Millionen Tieren auf aktuell gerade einmal 300 000 Exemplare zurückgegangen, schreiben die Biologen in "Biological Conservation".

Der Rückgang ist so dramatisch, dass schon wenige katastrophale Ereignisse den Bestand völlig zum Erlöschen bringen könnten – etwa Feuersbrünste in den Waldflächen, in denen sich die Falter versammeln, oder außergewöhnlich nasse oder kalte Winter. Die Schmetterlinge sitzen während des Winters dicht an dicht auf Bäumen und schützen sich so gegenseitig vor Fressfeinden oder Wetterextremen. Doch dieser Schutz schwindet, wenn die Zahl der Insekten abnimmt. Im Frühling schwärmen die Tiere wieder aus, um sich fortzupflanzen. Dabei legen sie ihre Eier bevorzugt an Hundsgiftgewächsen ab, von denen sich die Raupen ernähren.

Unklar ist, warum die Zahl der Tiere so dramatisch abnimmt. An erster Stelle der verdächtigten Einflüsse steht allerdings der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, der sich auch gegen die bevorzugten Futterpflanzen der Monarchen richtet. Mangels Nahrung gehen daher viele Raupen ein. Auch Kahlschläge in den Überwinterungsgebieten sowie häufigere Extremwetterlagen spielen eine Rolle. Schultz und Co warnen deshalb, dass die westlichen Monarchfalter noch stärker gefährdet sind als ihre östlichen Verwandten. Deren Schicksal wird regelmäßig thematisiert: Sie verbringen die kalte Jahreszeit in einem sehr kleinen Gebiet in Mexiko und lassen sich daher auch leichter erfassen. Ihre Population ist ebenfalls stark geschrumpft. Neben Pestiziden spielt hier das illegale Abholzen in den mexikanischen Nadelwäldern eine entscheidende Rolle. Ohne ausreichende Gegenmaßnahmen könnte die Wanderung der Monarchen in den nächsten Jahrzehnten endgültig verschwinden, prognostiziert daher Schultz.

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