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Naturschutz: Riffe lassen sich erfolgreich wieder anpflanzen

Korallenriffe stehen weltweit unter extremem Druck. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer aus Indonesien. Dort ist eine Restaurierung geglückt.
Ein Taucher schwebt über einem farbenprächtigen Riff mit verschiedenen Arten vor der Küste von Sulawesi
Schon nach vier Jahren unterscheidet sich dieses künstliche Riff mit angepflanzten Korallen kaum mehr von einem natürlich gewachsenen Ökosystem.

Die Aussichten für Korallenriffe sind 2024 verheerend. Die globale Mitteltemperatur der Ozeane war auch im Februar weiter auf Rekordkurs, und die US-amerikanische National Oceanic and Atmospheric Administration befürchtet im weiter Jahresverlauf erneut ein weltweites Ausbleichen von Korallen wegen zu hoher Wassertemperaturen: Es wäre das vierte derartige Ereignisse in den letzten rund 25 Jahren. Eine Studie aus Indonesien macht jedoch Hoffnung, dass zumindest mechanisch zerstörte Riffe wiederbelebt werden können, wie ein Team um Ines Lange von der University of Exeter in »Current Biology« berichtet.

Denn Korallenriffe werden nicht nur durch den Klimawandel bedroht, sondern unter anderem auch durch verfehlte Fischfangpraktiken. Vor Sulawesi finden sich einige Riffe, in denen vor 30 bis 40 Jahren mit Dynamit gefischt wurde. Die Detonationen zerstörten die Unterlage, auf denen die Korallen wuchsen, und zertrümmerten das Gestein so, dass es von den Wellen immer wieder bewegt werden konnte. Das verhinderte die Wiederbesiedelung durch Korallenpolypen, die einen stabilen Untergrund zum Wachsen benötigen. Beim untersuchten Mars Coral Reef Restoration Programme installierten die Wissenschaftler deshalb mit Sand überzogene Stahlkonstruktionen auf dem Meeresboden, um das Geröll zu fixieren und den Korallen zusätzlich neue Ansiedlungspunkte anzubieten.

Auf diese Gerüste transplantierten die Wissenschaftler dann Fragmente von Korallen und maßen über Jahre hinweg die Karbonatbilanz des Projekts: Korallen bauen Kalkgerüste auf, während sie wachsen; dagegen sorgen Sturmschäden oder Fressfeinde wie bestimmte Fische oder Seeigel dafür, dass Kalk wieder freigesetzt wird. Ist die Bilanz positiv, wächst das Riff – und das Karbonatbudget konnte sich schon nach vier Jahren sehen lassen: Insgesamt hatte es sich verdreifacht, was für einen stetigen und gesunden Zuwachs an Korallenstöcken spricht. Die Werte entsprechen zudem jenen von gesunden, natürlichen Riffen, wie Vergleichsdaten belegen.

In der Artenzusammensetzung unterscheidet sich das Restaurationsprojekt jedoch von unbeeinflussten Riffen: Bevorzugt werden verzweigte Korallen angepflanzt, weshalb diese das neue Ökosystem dominieren – entsprechend fehlen Nischen für Arten, die sich an andere Korallentypen angepasst haben. Ästige Korallen reagieren auch empfindlicher auf Temperaturschwankungen, weswegen sie anfälliger für das Ausbleichen sind, wenn die Wassertemperaturen steigen.

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