Steinzeitarchitektur: Neandertaler bauten Häuser aus Mammutknochen
Dass die Neandertaler keine primitiven Höhlenbewohner waren, darüber sind sich Forscher längst einig. Unbekannt war bislang hingegen, dass die Frühmenschen Häuser aus Mammutknochen errichteten. Die Überreste eines solchen beinahe 44 000 Jahre alten Baus fanden Archäologen bei Molodovar in der Ukraine – es handelt sich somit um eines der frühesten bekannten Beispiele eines Wohngebäudes.
Der runde Bau besaß einen Durchmesser von 26 Metern und bestand aus 116 großen Knochen, einschließlich des Schädels, der Kieferknochen und der Zähne. Im Inneren konnten die Forscher 25 Feuerstellen, eine stattliche Anzahl an Steingeräten und einige Knochen mit geschnitzten Streifenornamenten frei legen. Hieraus schließt die leitende Archäologin Laetitia Demay vom Muséum national d'Histoire naturelle in Paris, dass der Rundbau als Wohnhaus diente – das älteste bekannte seiner Art, erbaut von Homo neanderthalensis, der sonst vor allem in Höhlen wohnte. Bislang konnten Forscher häusliche Anlagen aus Mammutknochen nur an Siedlungsplätzen des Homo sapiens dokumentieren, wie beispielsweise im Dneprbecken oder im Desnatal in der Ukraine.
Die Archäologen gehen ferner davon aus, dass der Gebrauch von Knochen als Baumaterial mit Klimaschwankungen zu jener Zeit in Verbindung steht. Der Fundplatz in Molodovar liegt an einer kaum windgeschützten Stelle. Aus diesem Grund und aus Mangel an Holz zwang das kältere Klima die Neandertaler wohl dazu, sich entsprechend anzupassen.
Eine der ältesten hausähnlichen Konstruktionen wurde vor mehr als 500 000 Jahren angelegt. Auf einem Hügel außerhalb von Tokio stießen japanische Archäologen im Jahr 2000 auf die Überreste einer Hütte. Dabei handelte es sich um zehn Pfostenlöcher, die in zwei unregelmäßigen Fünfecken angeordnet waren.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben