Seltenes Himmelsereignis: Neptunmond Triton bedeckt Stern
Die frühen Morgenstunden des 6. Oktober 2017 bieten für Planetenbeobachter ein besonderes Schmankerl, denn gegen 1:48 Uhr MESZ wird der größte Neptunmond Triton im Sternbild Wassermann vor einem Stern mit einer Helligkeit von 12,7 mag vorbeiziehen und ihn für rund 160 Sekunden bedecken. Dabei sinkt die Helligkeit um 1,4 mag ab, was sich fotografisch gut dokumentieren lässt. Der Stern trägt die Bezeichnung UCAC4 410-143659 und befindet sich an der Himmelsposition RA = 22h 54m 18,4s, DEC = –8° 00' 8,3".
Besitzer größerer Teleskope mit mehr als 25 Zentimeter Öffnung können das Ereignis auch visuell verfolgen. Die Bedeckung ist von Mitteleuropa aus gut sichtbar, allerdings wird der Himmel vom Licht des Vollmonds aufgehellt. Detaillierte Informationen einschließlich spezieller Aufsuchkarten stellen unter anderem die International Occultation Timing Association – European Section (IOTA-ES) und der Beobachter Mike Kretlow zur Verfügung.
Neptun, der äußerste Planet unseres Sonnensystems, befindet sich im Sternbild Wassermann rund eine Vollmondbreite südlich des 3,7 mag hellen Sterns Lambda Aquarii. Der bläuliche Gasplanet leuchtet mit einer Helligkeit von 7,8 mag und ist schon mit einem Fernglas sichtbar – nicht jedoch sein größter Mond Triton, der eine Helligkeit von 13,5 mag erreicht, also rund 200-mal leuchtschwächer als sein Mutterplanet ist. Für seine Beobachtung wird daher ein Teleskop benötigt.
Die British Astronomical Association (BAA) empfiehlt zur detaillierten Beobachtung und für Helligkeitsmessungen während der Sternbedeckung Teleskope mit langer Brennweite. Besonders eignen sich Instrumente vom Typ Schmidt-Cassegrain oder Newton-Teleskope in Kombination mit einer Barlow-Linse, welche die Brennweite verlängert. An das Teleskop sollte eine Video- oder CCD-Kamera angeschlossen werden. Die Astronomen empfehlen Belichtungszeiten von rund einer Sekunde, um Triton sicher auf das Bild zu bannen. Zudem sollte man nach Möglichkeit schon vorher damit beginnen, Triton am Himmel aufzusuchen und zu beobachten.
Die Sternbedeckung durch Triton ist aber nicht nur aus beobachtungstechnischer Sicht reizvoll, sondern sie stößt auch bei den Planetenforschern auf großes Interesse. Unsere bislang einzigen Detailinformationen über den 2700 Kilometer großen Triton stammen von der US-Raumsonde Voyager 2, die im August 1989 dicht am Neptunmond und seinem Planeten vorbeiflog. Die damals zur Erde gefunkten Bilder enthüllten Triton als eine geologisch aktive Welt mit einer dünnen, überwiegend aus Stickstoff bestehenden Atmosphäre. Auf der Mondoberfläche ließen sich zudem Ablagerungen von gefrorenem Stickstoff ausmachen. Des Weiteren stießen die Forscher auf feine Dunstschichten in der Atmosphäre, die an jene des Zwergplaneten Pluto erinnern. Besondere Aufregung rief die Entdeckung von aktiven Geysiren hervor, bei denen dunkle, lang gezogene Wolken aus der Tritonoberfläche austreten. Seit Voyager 2 ist keine Raumsonde mehr in die Nähe von Neptun und Triton gekommen.
Daher wollen die Planetenforscher mittels der Sternbedeckung herausfinden, ob die dünne Stickstoffatmosphäre noch vorhanden ist oder ob sie sich mittlerweile auf der Oberfläche von Triton niedergeschlagen hat. Lichtkurven des Helligkeitsrückgangs und -wiederanstiegs können helfen, die folgenden Fragen zu beantworten: Hat sich die Atmosphäre Tritons seit 1989 deutlich verändert, und lassen sich in ihr weiterhin Dunstschichten ausmachen? Lässt sich vielleicht ein zentrales Aufleuchten beobachten, wenn das Licht in der Tritonatmosphäre entsprechend gebrochen und um den Mond herumgeleitet wird? Falls ja, können die Forscher hier Rückschlüsse auf die Windverhältnisse auf Triton ziehen. Neben erdgebundenen Teleskopen wird auch die Flugzeugsternwarte SOFIA versuchen, die Sternbedeckung ungestört durch die dichten Schichten der Erdatmosphäre auf mehr als zehn Kilometern über Grund zu verfolgen.
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