Direkt zum Inhalt

News: Nest-Mann gesucht!

Bei der Sorge für den Nachwuchs ist die klassische Rollenverteilung weit verbreitet. Doch das gilt nicht immer und überall: Im Vogelreich trifft man regelmäßig auf treu sorgende Väter, die sich zum Ausbrüten der Eier mit aufs Nest hocken und sich die Versorgung der Jungen redlich mit der Mutter ihrer Sprösslinge teilen. Dies geschieht natürlich nicht ganz uneigennützig - Männchen, die ihren Partnerinnen beim Brüten ein wenig unter die Flügel greifen, können dadurch ihren eigenen Fortpflanzungserfolg verbessern. Das zeigt sich zumindest bei Staren.
Was Treue und Fürsorge betrifft, geht es bei den meisten Vogelarten recht munter zu: Verschiedene Individuen einer Art legen durchaus sehr unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag. Da findet man monogam lebende Vögel gleich neben polygamen Artgenossen, und einige Männchen beteiligen sich an der Aufzucht ihres Nachwuchses, während andere ihre Energie lieber in die Suche nach möglichst vielen Paarungsmöglichkeiten und stecken. Es wird schon länger angenommen, dass die Männchen damit direkt ihren Fortpflanzungserfolg beeinflussen können. Unter welchen Umständen sich Männchen zur Brutpflege bewegen lassen und welche tatsächlichen Konsequenzen das für die Aufzucht der Jungen hat, ist jedoch unklar. Jane Reid und ihre Kollegen von der University of Glasgow haben jetzt versucht, durch ihre Beobachtungen an Staren (Sturnus vulgaris) ein wenig mehr Licht in das Phänomen der männlichen Brutpflege zu bringen.

Die Staren-Männchen stehen in einem permanenten inneren Konflikt, wie sie das Ziel, möglichst viele, überlebensfähige Nachkommen zu hinterlassen, am besten erreichen. Sie können sich entweder mit vielen Weibchen paaren und sie dann auf der Brut buchstäblich alleine sitzen lassen mit dem Risiko, dass der Bruterfolg darunter leidet. Alternativ paaren sie sich mit nur einem Weibchen und stehen ihm beim Brüten und bei der Versorgung und Aufzucht der Jungen zur Seite. Damit verringern sie zwar die Zahl der von ihnen befruchteten Eier deutlich, bringen jedoch unter Umständen trotzdem mehr überlebens- und fortpflanzungsfähige Junge hervor. Wie wertvoll ist die männliche Mithilfe aber nun tatsächlich für den Fortpflanzungserfolg?

Die Forscher untersuchten, wie gut sich die Staren-Männchen beim Brüten anstellten, unter welchen Voraussetzungen sie sich überhaupt daran beteiligten und welchen Wert das männliche Brüten für die Weibchen und für den Erfolg der Aufzucht der Jungen hatte.

Die Männchen brachten das Gelege während ihrer Brutintervalle zwar nicht auf die gleiche Temperatur wie die Weibchen, waren aber in der Lage, abgekühlte Eier schneller wieder zu erwärmen. Durch ihre Mithilfe konnten die Eier insgesamt länger auf der für die Entwicklung der Embryonen notwendigen Temperatur gehalten werden. Die Weibchen hatten deutlich mehr "Freizeit", wenn sie sich diese Aufgabe mit einem Männchen teilten, und die gesamte Brutzeit des Geleges verkürzte sich. Die Gelege, die von ihren Vätern mit versorgt wurden, brachten im Schnitt mehr und kräftigere Jungstare hervor als andere Gelege. Dabei konnten die Wissenschaftler ausschließen, daß dies auf eine besonders gute Qualität des Geleges oder des Weibchens zurückzuführen war.

Die Beteiligung der Männchen an der Brutpflege war mit monogamem Verhalten verbunden. Unter welchen Umständen wählt ein Männchen also diese Lebensweise? Die Ergebnisse der Versuche zeigten, daß die Nester der brütenden Männchen schlechter gebaut waren und schlechter isolierten. Außerdem fanden sich Männchen und Weibchen im Vergleich zu ihren Artgenossen erst relativ spät innerhalb der Brutperiode zusammen. Vielleicht sind vor allem diejenigen Männchen zur Mithilfe bereit, die in der Staren-Damenwelt sowieso keine so guten Chancen haben.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.