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Sinnesleistungen: Netzhaut reagiert auf mögliche Gefahr auch ohne Gehirn

Spezielle Neurone in der Netzhaut filtern aus dem Reizgemisch speziell sich rasch nähernde Objekte, berichten Forscher nach Untersuchungen an Mäusen. Die Aktivität solcher Zellen könnte die Reaktionszeit etwa vor schnellen Ausweichbewegungen drastisch verkürzen, weil sie einen Bearbeitungsschritt in höheren, reizbewertenden Gehirnarealen unnötig machen, spekulieren Forscher um Botond Roska vom Friedrich Miescher Institute für Biomedizinische Forschung in Basel.

Schon früher waren in der Retina von Säugetieren spezielle Nervenzellen in basalen Schichten der Lichtreizverarbeitung beschrieben worden, die nicht generell reagieren, sondern gezielt nur bei bestimmten Reizen aktiv werden – etwa bei einer horizontalen Bewegung eines Punktes im Gesichtsfeld. Roskas Team entdeckte nun analog annäherungssensitive Ganglientypen in der Netzhaut: In den Zellen unterdrückt ein sehr schneller Hemmmechanismus selektiv die Weitergabe von Signalen, die nicht von näher kommenden Objekten ausgelöst werden, an nachgeschaltete Neurone. Den Annäherungsreiz simulierte dabei ein rasch größer werdender Balken, der auf die Retina der Versuchstiere projiziert wurde.

Der hemmende Schaltplan in der Ganglionzellschicht der Netzhaut verbindet bestimmte Amakrinzellen mit Bipolarzellen über sehr schnelle elektrische Synapsen. Ein identisches Schaltmuster war schon zuvor beschrieben worden; es spielt eine Rolle bei der Dunkelsicht. Die gleiche neuronale Schaltanordnung übernimmt bei guten Lichtverhältnissen eine andere Funktion und belege die hocheffiziente Gestaltung des Retinadesigns, in dem unterschiedliche Aufgaben bei unterschiedlichen physiologischen Bedingungen durch einen einzelnen Schaltkreis erledigt werden können, kommentieren die Forscher. (jo)

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