Botanik: Die Orchidee mit dem Teufelsgesicht
Große Teile Kolumbiens konnten wegen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs nicht wissenschaftlich untersucht werden, weil das Betreten der Kampfgebiete auch für Forscher lebensgefährlich war. Die Artenvielfalt des südamerikanischen Landes ist also schon deswegen nur unzureichend erfasst. Bereits heute kennen Botaniker zwar rund 3600 Orchideenarten in Kolumbien, doch erwarten sie noch hunderte weitere, bislang unbeschriebene Spezies – so wie Telipogon diabolicus, die in der Fachzeitschrift "Phytokeys" von Marta Kolanowska von der Universität Danzig und ihrem Team erstmals vorgestellt wurde. Ihren wissenschaftlichen Namen verdankt die Orchidee der bizarren Färbung in ihrem Blütenzentrum rund um die Fortpflanzungsorgane: Bei näherem Hinsehen erinnern sie an die Fratze eines Dämons.
Für die Betrachtung nimmt man jedoch am besten eine Lupe, denn die Pflanze wächst nur 5,5 bis 9 Zentimeter hoch. Zudem kommt sie nur in einem winzigen Gebiet in den Bergregenwäldern im Süden Kolumbiens vor, wo sie als so genannter Epiphyt auf Bäumen gedeiht. Gerade einmal 30 Exemplare konnten Kolanowska und Co am Standort finden. Da er in der Nähe der Hauptstraße zwischen den Ortschaften Pasto und Mocoa liegt, ist er potenziell stets gefährdet. Schon größere Ausbaumaßnahmen könnten den Lebensraum mit der Population vernichten. Eine Gefahr droht zudem durch Orchideenliebhaber, die sie illegal ausgraben. Auf Grund ihrer Seltenheit gilt die Teufelsorchidee daher schon jetzt als vom Aussterben bedroht.
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