Direkt zum Inhalt

Naturkatastrophen: Neue Belege für Einfluss des Klimawandels auf Hurrikane

Hurrikan Floyd
Die zunehmende Zahl von tropischen Wirbelstürmen und insbesonderer starker Hurrikane im Atlantik hängt wohl doch überwiegend mit der zunehmenden Erderwärmung zusammen.

Nach den statistischen Berechnungen und Modellierungen von Michael Mann von der Pennsylvania State University und Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology beeinflussen einzig die steigenden Wassertemperaturen des tropischen Atlantiks, ob und wie viele Wirbelstürme sich bilden [1]. Da sich in den letzten Jahren der Ozean beträchtlich aufheizte, stieg auch die Anzahl und Intensität der auftretenden Hurrikane. Unklar war Klimatologen aber noch, ob dies vor allem der Klimawandel auslöste oder ob nicht auch ein natürlicher jahrzehntelanger Zyklus im Atlantik eine Rolle spielte, bei dem durch veränderte Meeresströmungen kühleres durch wärmeres Oberflächenwasser ersetzt wird.

Als Beleg für die Zyklus-These gilt bislang vor allem die relativ windstille Periode zwischen 1950 und 1980, in der die Zyklonentätigkeit im Atlantik wenig ausgeprägt war. Laut Mann und Emanuel verursachte jedoch menschlicher Einfluss auch diese Phase: Demnach hätten die durch nordamerikanische und europäische Industrieanlagen in großen Mengen frei gesetzten Aerosole die Sonneinstrahlung über dem Atlantik und damit dessen Aufheizung gemindert. Dieser abschirmende Effekt der Luftverschmutzung zeigte sich besonders stark in den Sommermonaten – der Zeit der höchsten Hurrikan-Aktivität –, wenn die vorherrschenden Windsysteme die Partikel aus Amerika und Europa vor allem über dem tropischen Atlantik konzentrierten.

Laut den Computermodellen der Forscher hätte es ohne diesen zusätzlichen anthropogenen Einfluss schon zwischen 1950 und 1980 mehr Wirbelstürme im Atlantik gegeben. Erst durch die verbesserte Luftreinhaltung in den westlichen Industrienationen verringerte sich der Einfluss der Luftpartikel, der Ozean heizt sich seitdem verstärkt auf, und mehr Stürme sind die Folge.

Wissenschaftler um Matthew Huber von der Purdue-Universität kommen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass steigende Wassertemperaturen während der letzten vierzig Jahre für die zunehmende Zyklonentätigkeit verantwortlich sind [2]. Sie summierten aus weltweiten Datenreihen jeweils einzeln alle in einem Sturm gemessenen Windgeschwindigkeiten und erhoben die Ergebnisse in die dritte Potenz. Dieser Wert sollte als Maß dafür gelten, welche Schäden die Hurrikane durch ihre als Verlustleistung bezeichnete Kraft ungefähr angerichtet hatten.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte verdoppelte sich diese Verlustleistung, sodass entweder die Zahl der Stürme oder ihre Windgeschwindigkeiten stiegen. Während des gleichen Zeitraums erwärmte sich das Meer im globalen Durchschnitt um ein Viertel Grad Celsius, sodass Huber und seine Kollegen eine weitere Verstärkung der Zyklonentätigkeit prognostizieren: Schließlich erwarten die Klimatologen, dass sich die Ozeane wegen der Erderwärmung in den nächsten hundert Jahren um weitere zwei Kelvin aufheizen werden.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.