Galaxienforschung: Neue Einblicke in die Welteninsel NGC 660
Rund 40 Millionen Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Fische befindet sich die ungewöhnliche Galaxie NGC 660. Sie ist durch einen gegenüber der Scheibenebene stark geneigten Ring aus Materie gekennzeichnet, ein recht selten zu beobachtendes Phänomen. Mit dem Acht-Meter-Teleskop Gemini North auf dem Mauna Kea in Hawaii gelangen nun einer Forschergruppe um Brian Svoboda an der University of Arizona detaillierte Einblicke in die Struktur von NGC 660.
NGC 660 ist bislang die einzige linsenförmige Galaxie, bei der ein so genannter polarer Ring beobachtet wurde. Bei manchen solcher Galaxien beträgt der Winkel zwischen Ring und Scheibe annähernd 90 Grad, bei NGC sind die beiden Strukturen nur um etwa 45 Grad gegeneinander geneigt. Die Forscher um Svoboda vermuten, dass diese besondere Form auf eine frühere Wechselwirkung mit einer anderen, gasreichen Galaxie zurückgeht. Der sich über rund 40 000 Lichtjahre erstreckende Ring enthält mehr Gas und neugebildete Sterne als die galaktische Scheibe im Zentrum. Daher vermuten die Astronomen, dass NGC 660 das Material bei einer dichten Passage an einer anderen Welteninsel durch Gezeitenkräfte an sich gerissen und dann zu einem Ring verstreut hat. Bei anderen Galaxien mit polaren Ringen wird davon ausgegangen, dass sich die Kollisionspartner beim Zusammenstoß einander durchdrangen, wobei eine Galaxie senkrecht zur Scheibenebene des Partners auftraf.
Bei NGC 660 ließ sich der Ring durch die hohe Auflösung des Gemini-North-Teleskops in einzelne Objekte auflösen. Es zeigen sich zahlreiche junge, massereiche Sterne, Rote Riesen und Sternentstehungregionen, die im typischen rötlichen Licht der H-alpha-Strahlung leuchten. Die jüngsten Sterne im Ring von NGC 660 sind nach spektralen Untersuchungen etwa sieben Millionen Jahre alt. Dies entspricht etwas mehr als einem Promille des Alters unserer Sonne mit rund 4,5 Milliarden Jahren. Die Forscher vermuten, dass der Ring jedoch schon vor rund einer Milliarde Jahre entstand, und die in ihm ablaufende Sternentstehung ein lang anhaltender Prozess ist.
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