News: Neue Enthüllungen um Eros
Doch die eigentliche Mission war die Erforschung des Asteroiden aus einer Umlaufbahn, und so kreiste NEAR Shoemaker ein Jahr lang um den 34 mal 13 mal 13 Kilometer großen Zeugen aus der Frühzeit des Sonnensystems. Joseph Veverka von der Cornell University und Projektleiter der NEAR-Schoemaker-Mission geht mit seinem Team davon aus, dass Eros um die vier Milliarden Jahre alt ist und vermutlich einst Teil eines noch größeren Brockens war - bevor der mit einem anderen kollidierte [1].
Vor allem zwei Dinge ließen den Forschern bislang keine Ruhe; beides Phänomene, die man in einem derart schwachen Schwerefeld nicht erwartet hatte: Zum einen ist die Oberfläche übersät mit hausgroßen Gesteinsbrocken, zum anderen hat sich an den tiefsten Stellen der großen und kleinen Krater feiner Staub angesammelt.
Zu den großen Brocken: Peter Thomas von der Cornell University und seine Mitarbeiter zählten auf der 1125 Quadratkilometer großen Oberfläche des Asteroiden - er ist somit etwa 1,5-mal so groß wie Hamburg - insgesamt 6760 Gesteinsfragmente größer als 15 Meter. Fast 44 Prozent davon finden sich im 7,6 Kilometer großen Shoemaker-Krater. Und auch die meisten anderen - vor allem die entlang des Äquators - wurden allem Anschein nach vor etwa einer Milliarde Jahren aus eben diesem Krater herausgeschleudert [2].
Merkwürdig, dachte man doch bislang, dass das andauernde Bombardement mit der Zeit die Oberfläche eines Asteroiden blitzeblank putzen würde, denn in einem Schwerefeld, das weniger als ein Prozent so stark ist wie das irdische, dürfte es für herausgesprengte Gesteine eigentlich kein Halten geben. Alles, was ein paar Meter pro Sekunde schnell ist, müsste ins All verschwinden. Nun, dem ist offensichtlich nicht so, und jene Tausende Felsen wurden wohl gerade im richtigen Winkel und mit der richtigen Geschwindigkeit herausgeschleudert. Bei den anderen Kratern war dies offensichtlich nicht der Fall. Ihnen lassen sich kaum größere Gesteine an der Oberfläche zuweisen.
Unterdessen wandten sich Forscher um Mark Robinson von der Northwestern University der merkwürdigen Tatsache zu, dass sich unter Umständen, die einen Hochspringer für immer im All verschwinden ließen, in den Niederungen großer und kleiner Krater Staub ansammeln konnte. Winde gibt es auf Eros schließlich nicht, und so gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich die feinen Partikel im Sonnenlicht photoelektrisch aufladen und sich auf diese Weise von den gröberen Bestandteilen trennen [3]. So etwas hat man zu Zeiten der Surveyor-Missionen bereits auf dem Mond beobachtet - später nervte der elektrisch geladene Staub dann auch die Astronauten.
Sicherlich sind auch die zahlreichen Kollisionen mit anderen großen und kleinen Brocken für die Verteilung grober und feiner Sedimente verantwortlich. Sie wurden durch die ständigen Erschütterungen derart zurechtgerüttelt, dass sie nach Korngröße sortiert wurden.
Eros ist ein geradezu ideales Mikrogravitations-Labor, und die große Stunde der Forscher wird wohl noch kommen. Peter Thomas wird noch viele Modellierer auf den Plan rufen, die mit ihren Simulationen offen gebliebene Fragen klären, zum Beispiel, warum die auf die Oberfläche gestürzten Gesteinsbrocken ihrerseits kaum eindrangen und keine kleinen Krater formten. Die Ergebnisse Mark Robinsons und seiner Mitarbeiter könnten indes ganz praktische Folgen haben. Das Verhalten des Staubs auf Eros könnte helfen, die industrielle Handhabung von Mehl, Puder oder pulverförmigen chemischen Substanzen zu erleichertern. Aber das ist - vorerst - eine andere Geschichte.
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