Europas Raumfahrt: Neue ESA-Rakete Ariane 6 soll im Juli erstmals fliegen
Mit vier Jahren Verspätung soll die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 im Juli erstmals ins All abheben. Der lang ersehnte Erstflug ist innerhalb der ersten Monatshälfte geplant, wie die Europäische Raumfahrtagentur ESA jetzt mitteilte. Ein genaues Datum für den ersten Startversuch soll Anfang Juni bekannt gegeben werden.
Die Ariane 6 ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die von 1996 bis zum Sommer 2023 im Einsatz war. Sie soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern und ist deutlich günstiger als ihre Vorgängerin. Das Ziel ist, Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger und vor allem unabhängiger zumachen. Ursprünglich hatte die Ariane 6 bereits 2020 ihren Jungfernflug bestreiten sollen.
Die Oberstufe der Rakete wurde im Bremer Werk des Raumfahrtkonzerns ArianeGroup montiert. Die Hauptstufe wird im französischen Ort Les Mureaux gebaut. Der Zentralkörper für den Erstflug sowie die beiden Booster wurden kürzlich auf den Startplatz am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana gebracht und dort bereits installiert. ArianeGroup-Chef Martin Sion sprach von einem bewegenden Erlebnis. Vor wenigen Wochen wurde zudem das Startsystem der Rakete umfassend überprüft. Auch die ersten Nutzlasten, die an Bord der Ariane 6 ins All fliegen sollen, sind inzwischen in Kourou eingetroffen.
Für die neue Trägerrakete gibt es schon Aufträge für 28 Flüge. Noch vor Ende 2024 soll der erste kommerzielle Flug einer Ariane 6 stattfinden – und das, obwohl Rückschläge in der Raumfahrt nicht ungewöhnlich sind. Zwischen dem Erststart der Ariane 5 und dem ersten Erfolg lagen fast zweieinhalb Jahre. Allerdings kommt der Ariane 6 zugute, dass es sich nicht um eine vollständige Neu-, sondern eher um eine Weiterentwicklung handelt. Die ESA plant derzeit, die Ariane 6 mindestens bis Mitte der 2030er Jahre zu nutzen.
Der Start der Ariane 6 ist für Europas Raumfahrt immens wichtig, denn mit Blick auf den Trägerraketensektor ist die Lage derzeit misslich. Die letzte Ariane 5 hob im vergangenen Juli in den Weltraum ab. Seitdem hat die ESA keine eigenen Möglichkeiten mehr, große Satelliten ins All zu bringen. Probleme gibt es darüber hinaus auch bei den leichteren Satelliten: Nach dem Fehlstart der Vega C bei ihrem ersten kommerziellen Flug im Dezember 2022 bleibt auch diese Rakete vorerst am Boden. Sie soll Mitte November erstmals wieder ins All fliegen. (dpa/kmh)
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