Katarakt: Neue Hoffnung im Kampf gegen den Grauen Star?
Jährlich werden zehntausende Menschen in Deutschland an den Augen operiert: Die Behandlung des Grauen Stars – auch Katarakt genannt – gehört zu den häufigsten Eingriffen mit Skalpell oder Laser, und oft erhalten die Patienten künstliche Linsen, um die Sehfähigkeit wieder optimal herzustellen. Doch in naher Zukunft könnte die Linsentrübung vielleicht einfach durch Augentropfen geheilt werden, welche die ursächlichen Proteinklumpen in der Linse auflösen. Das berichten Ling Zhao von der Sichuan University in Chengdu und Co in "Nature", nachdem sie das Mittel an Hunden getestet hatten. Normalerweise sorgen die wasserlöslichen Crystallin-Proteine im Auge dafür, dass die Struktur und Transparenz der Linse erhalten bleiben. Sie sind eigentlich langlebig, doch aus noch unbekannten Gründen können sie bei Menschen und Tieren während des Alterns instabil werden und sich zusammenklumpen. Dieser Effekt sorgt dafür, dass Betroffene ihre Umwelt nur noch durch einen Grauschleier wahrnehmen können.
Ling Zhao und ihr Team hatten jedoch bemerkt, dass Kinder mit einer erblich bedingten Form des Grauen Stars oft gleichermaßen eine Genmutation aufwiesen, die die Produktion körpereigenen Lanosterins unterbindet. Ihre Eltern besaßen diese genetische Veränderung jedoch bisweilen nicht: Sie produzierten tatsächlich dieses wichtige Steroid – und entwickelten keine Katarakte, obwohl sie das von ihrer genetischen Ausstattung her eigentlich müssten. Deshalb testete die Medizinerin, ob eine Lanosterinlösung helfen könnte. Mit Erfolg: Die Tropfen ließen die Proteinhaufen schrumpften oder lösten sie sowohl in Labormodellen der Katarakte als auch im Auge von betroffenen Kaninchen und Hunden erfolgreich auf: In den meisten Fällen verschwand der Graue Star komplett oder zum Großteil, so dass die Tiere wieder klar sehen konnten. Wie die Reaktion allerdings abläuft, wissen die Wissenschaftler noch nicht. Sie wecken aber Hoffnungen, in absehbarer Zeit eine Alternative zur Operation anbieten zu können. Klinische Tests an Menschen sollen deshalb bald folgen.
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