Aufhübschen: Neue Maßeinheit macht Fotomanipulationen transparenter
Die Hochglanzblätter sind voll davon: nicht mehr ganz taufrische Stars, denen mit Hilfe von Fotobearbeitungssoftware zu ihrem jugendlich-strahlenden Aussehen verholfen wurde. Das mag mitunter schön anzusehen sein. Doch seit Jahren beklagen Psychologen und Mediziner, dass der Öffentlichkeit dadurch ein unnatürliches und unerreichbares Schönheitsideal eingeimpft wird – mit entsprechenden Folgen für die Selbstwahrnehmung der Betrachter.
Eric Kee und Hany Farid vom Dartmouth College im US-amerikanischen Hanover haben nun ein automatisiertes Maßsystem entwickelt, das angibt, wie stark ein bearbeitetes Bild vom Originalfoto abweicht. Damit wollen sie beispielsweise Bildredakteuren Hilfestellung geben: Sie könnten sich bei der Bildauswahl an diesem Wert orientieren, hoffen die Forscher.
Kee und Farid entwickelten eine Software, die Original und bearbeitetes Bild vergleicht und dabei insgesamt acht Eigenschaften miteinander verrechnet. Dazu zählen zum Beispiel Angaben darüber, wo und in welchem Umfang Pixel verschoben wurden, um etwa einen Bauch flacher erscheinen zu lassen, und an wie vielen Stellen es weichgezeichnet wurde, was Fältchen verschwinden lässt.
Anschließend überprüften die beiden Wissenschaftler, ob Computer und menschliche Gutachter zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Tatsächlich deckte sich in der Mehrzahl der Fälle die menschliche Empfindung mit dem vom Computer errechneten Wert.
Sollte sich ihr System in der Branche durchsetzen und den Zeitungsmachern einen kritischeren Blick erlauben, stellen sich Kee und Farid bereits jetzt schon auf ein Hase-und-Igel-Spiel ein: Wie bei allen derartigen Verfahren würden sich findige Manipulatoren schnell darauf einstellen und Schleichwege erfinden. (jd)
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