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Steinritzungen: Neue rätselhafte Gravuren in Nordengland

Steingesicht
Steingesicht | Ein in Stein geritztes Gesicht in der Nähe von Rothbury, Northumberland
Britische Archäologen haben erneut drei ungewöhnliche Steingravuren entdeckt, während sie im Norden Englands andere für die Region typische prähistorische Markierungen erfassten. Bei den Neuentdeckungen handelt es sich um ein Gesicht, eine kleine herzförmige Ritzung sowie eine ungewöhnliche Kombination aus Linien und Kreisen, deren Bedeutung sich kaum erschließen lässt. Während die ersten beiden Gravuren in der Nähe der Ortschaft Rothbury rund 40 Kilometer nordwestlich von Newcastle gefunden wurden, befindet sich das abstrakte Kreis-Linien-Werk unweit des kleinen Ortes Wark – etwa auf halbem Wege zwischen Newcastle und Edinburgh am Fluss Tweed gelegen.

Seltsame Steingravur | Auf diese Steingravur bei Wark können sich die Archäologen gar keinen Reim machen.
Die Region Northumberland im Norden Englands an der Grenze zu Schottland ist reich an prähistorischen Felsgravuren. Rund 950 dieser Steinkunstwerke sind derzeit bekannt. Typisch für die Gegend sind vor allem konzentrische Kreisritzungen, die teilweise von geraden Linien durchbrochen sind. Diese Cup-and-Ring-Markierungen datieren bis in die späte Jungsteinzeit beziehungsweise frühe Bronzezeit. Experten tippen bei den neuen Felsgravuren jedoch auf ein weit jüngeres Datum – vielleicht entstanden die Werke vor nicht mehr als 100 bis 250 Jahren.

Zeichnung der Details | In einer Zeichnung hat Stan Becksensall alle Details der seltsamen Gravur bei Wark festgehalten.
Bislang tappen Aron Mazel von der Universität Newcastle und sein Kollegen Stan Beckensall, beide sind Experten auf dem Gebiet frühzeitlicher in Stein gehauener Kunst, weitgehend im Dunkel, was die Bedeutung der Werke angeht. Da die herzförmige Gravur nahe einer behauenen Steinkante gefunden wurde, denkt Mazel an die Arbeit eines einsamen Steinmetz – reine Spekulation, versteht sich. Das stilisierte Gesicht erinnere hingegen an frühe Arbeiten von Picasso, die von afrikanischen Totemritzungen beeinflusst waren. Zu der dritten Gravur fehlt den Forschern jegliche Idee. Zunächst hatten die Forscher an eine Versteinerung gedacht, doch bei genauerem Hinsehen erkannt, dass sie menschlichen Ursprungs sein muss.

Mazel und Beckensall | Lächeln für die Kamera: Aron Mazel (links) und Stan Beckensall (rechts) untersuchen und kartieren die Steinritzungen in Northumberland. Häufig handelt es sich dabei um so genannte Cup-and-Ring-Markierungen wie am unteren Bildrand in der Mitte zu erkennen ist.
Die Wissenschaftler hoffen nun auf Hinweise, dass jemand ähnliches bereits an anderer Stelle gesehen hat und eventuell bei der Lösung des Rätsels behilflich sein kann. Auch sachdienliche Hinweis aus der Bevölkerung seien in diesem Zusammenhang willkommen. Es sei wahrscheinlich, dass es da draußen noch weitere ungewöhnliche Gravuren gibt. Man habe beispielsweise von einer Ritzung gehört, die an einen napoleonischen Soldaten erinnern soll, diese aber bislang nicht ausmachen können.

Bereits im letzten Jahr waren Mazel und Beckensall bei ihrer Erhebung auf seltsame Steinvertiefungen gestoßen, die in Sandstein-Felsen geschlagen wurden. Auch für dieses Werk fanden die Archäologen bislang keine schlüssige Erklärung.

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