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Erdmantel-Geologie: Neue Tiefenbohrung zum Erdmantel

Das Traumziel für Geologen liegt tief unten im Ozean, hier aber vergleichsweise nahe am Meeresboden: der Erdmantel. Kommt man diesmal mit dem Bohrer dran?
Bohrkopf für Tiefenbohrung

Seit mehr als einem Jahrhundert möchten Geowissenschaftler Gesteinsproben aus dem geophysikalisch faszinierenden Erdmantel holen und untersuchen – um zum Beispiel neue Einblicke in die Entwicklung der Erde zu erhalten. Bisher hat sich das Unterfangen allerdings stets als undurchführbar erwiesen. Im Wesentlichen liegt das daran, dass der Mantel fast überall zu tief unter der Erdkruste liegt: Die technischen Schwierigkeiten und die Kosten überstiegen bis heute immer die Möglichkeiten aller Interessierten. Jetzt nimmt eine neue Expedition einen neuen Erfolg versprechenden Anlauf: Das Bohrschiff JOIDES Resolution hat gerade Kurs auf einen Punkt im südwestlichen Indischen Ozean genommen, um dort die unterseeische Kruste bis zum Mantel zu durchbohren.

Die Kruste unter den Ozeanen ist deutlich dünner, was Erdmantel-Expeditionen zumindest in der Theorie schon seit Langem nutzen wollen. Der Bohrpunkt in der Atlantis Bank des Indischen Ozeans wurde nun ausgewählt, weil die Tiefseebohrung hier wohl nur 2,5 Kilometer Gestein durchdringen muss, um den Mantel zu erreichen. Damit kommt die obere Grenze des Erdmantels – die Mohorovičić-Diskontinuität (kurz: Moho), die den Beginn des Erdinneren markiert – den Geologen recht weit entgegen. Im Normalfall ist die Kruste unter den Kontinenten 30 bis 60 Kilometer mächtig, unter den Ozeanen meist um sechs Kilometer dünn. Die aktuelle Bohrung wird nun erst einmal 1,5 Kilometer tief bohren und Proben sammeln – geht alles gut, soll eine weitere Expedition folgen und auch den restlichen geschätzten Kilometer bis zum Mantel durchstoßen.

Die erste ernsthafte Anstrengung, den Erdmantel mit Bohrern zu erreichen, hatten Forscher in den 1960er Jahren mit dem Projekt Mohole unternommen: Dabei förderten sie einen Bohrkern aus der Erdkruste des Meeresbodens vor der Pazifikinsel Guadalupe, kamen im knapp vier Kilometer tiefen Ozean aber nicht einmal 200 Meter weit durch den Boden. Spätere Versuche waren erfolgreicher, scheiterten aber immer an festem Tiefengestein. Auch im nun wieder angesteuerten Bohrgebiet im Indik hatten Geologen 1997 schon erfolgreich zu bohren begonnen, bevor ein Unfall bei hohem Seegang das Bohrgestänge fatal beschädigte.

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