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News: Neue Untersuchungen zum Kindesmißbrauch

In Familien, in denen die Kinder nicht bei den leiblichen Eltern leben, kommt es häufiger zum Kindesmißbrauch. Mädchen sind mehr als doppelt so stark gefährdet wie Jungen. Auch das Zusammenleben mit Adoptiv- oder Halbbrüdern steigert das Mißbrauchsrisiko für Mädchen. Dies ist das Ergebnis einer Studie die Dr. Katharina- Susann Müller an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln angefertigt hat. Bei einer Befragung stellte sich heraus, daß ca. 80 Prozent der betroffenen Mädchen und 40 Prozent der Jungen ihre Erlebnisse den Eltern oder anderen mitteilten. Zudem kam es nur in jedem fünften mitgeteilten Fall zu einer Meldung bei offiziellen Stellen wie Polizei oder Jugendamt. Nur in zwei von 138 Fällen hatte der Mißbrauch des Kindes auch Konsequenzen für den Täter.
Für die Studie wurden etwa eintausend 18- bis 20-jährige Männer und Frauen an verschiedenen Kölner Fakultäten und Berufsschulen befragt. Unter den Begriff des Mißbrauchs faßte die Psychologin Fälle, bei denen die Altersdifferenz zwischen den Beteiligten mindestens fünf Jahre ausmachte und das Opfer nicht älter als 14 Jahre alt war. Weitere notwendige Kriterien waren, daß psychischer Druck oder körperliche Gewalt angewandt wurden und daß aufgrund des Vorfalls psychische Störungen auftraten. Der Fragenkatalog erfaßte detaillierte Fragen zur eigenen Person, Fragen zur Familie und zu deren sozialer und wirtschaftlicher Lage. Des weiteren war die Ausbildungs- und Berufssituation der Eltern Gegenstand der Fragen und die Gewohnheiten des körperlichen Umgangs innerhalb der Familie.

Mehr als 20 Prozent der befragten Frauen wurden vor ihrem 14. Lebensjahr sexuell mißbraucht. Bei den Männern waren es knapp über acht Prozent. Jedes zweite weibliche Opfer mußte körperlichen Mißbrauch über sich ergehen lassen, die anderen mußten verbale Belästigungen, exhibitionistische Darstellungen oder pornographische Filme ertragen. Bei zwei Dritteln der weiblichen Opfer kam es zu körperlicher Gewaltausübung oder psychischem Druck. Dies gilt jedoch nur für ein Viertel der männlichen Opfer. Sowohl physischer als auch psychischer Druck hinterläßt bei den Opfern bleibende Störungen. Für Mädchen wie für Jungen gilt gleichermaßen, daß mit zunehmender Nähe zum Täter auch der Mißbrauch schwerwiegender wird. Während bei Mädchen der Täter fast ausschließlich männlich ist, sind es bei Jungen immerhin noch zu einem Drittel Frauen.

Opfer sexuellen Mißbrauchs werden Kinder vor allem im Alter von 10 Jahren. Sind die Opfer jünger als 10 Jahre, so besteht häufiger die Gefahr, daß sie von Familienmitgliedern als von Außenstehenden mißbraucht werden. Zudem findet dann auch oft ein wiederholter Mißbrauch statt, der dabei ebenso häufig auftritt wie einmalige Übergriffe.

Große Unterschiede fand die Kölner Ärztin in der Bereitschaft der Opfer, sich nach der Tat mitzuteilen. Während vier von fünf mißbrauchten Mädchen das Erlebte ihren Eltern oder Freunden und Bekannten mitteilten, berichteten nur halb so viele Jungen über den erfolgten Mißbrauch. Dabei spielt vor allem falsch verstandene Männlichkeit und ein stärkeres Schamgefühl eine Rolle, außerdem das Fehlen eines geeigneten Ansprechpartners. In Ermangelung einer Vertrauensperson verschweigen auch viele Frauen das traumatische Erlebnis, aber auch aus Angst vor Schuldzuweisungen und eigener Scham. Nur ein geringer Teil der Opfer berichtete direkt nach der Tat von ihren Erfahrungen, meistens wird damit ein halbes oder gar ein ganzes Jahr gewartet. Offizielle Meldungen oder Konsequenzen für den Täter erfolgen in diesen Fällen zumeist nicht mehr.

Im Hinblick auf das soziale Umfeld der Familie lassen sich keine großen Unterschiede in der Häufigkeit der Vorfälle erkennen. Die Wahrscheinlichkeit des Mißbrauchs scheint nicht mit der Schulbildung der Eltern oder deren Beruf zusammenzuhängen. Ebenfalls ohne Zusammenhang zum Kindesmißbrauch ist der Umstand, ob die Mutter berufstätig oder als Hausfrau im wesentlichen zu Hause ist.

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