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News: Neue Wirkstoffe gegen Blutvergiftung

Eine Blutvergiftung zählt zu den gefährlichsten Komplikationen nach schweren Operationen oder bei das Immunsystem unterdrückenden Therapien. Bisher gab es jedoch nur wenige Möglichkeiten für die Ärzte, darauf zu reagieren. Nun haben Forscher zwei neue Wirkstoffe vorgestellt. In klinischen Studien hat sich außerdem Hydrocortison als sehr erfolgreich erwiesen.
In Deutschland sterben pro Jahr etwa 100 000 bis 150 000 Menschen an der schweren Blutvergiftung und ihren Folgen, dem Multiorganversagen. Damit stellt die Sepsis die Haupttodesursache nach großen operativen Eingriffen (Tumorchirurgie, Organtransplantationen) oder nach das Immunsystem schwächenden Chemotherapien bei Krebserkrankungen dar. Die Sterblichkeitsrate bei der schweren Blutvergiftung variiert in Abhängigkeit vom Alter und der Grundkrankheit des Patienten zwischen 30 und 80 Prozent. Für die USA werden die jährlichen Behandlungskosten für die Behandlung der Sepsis auf fünf bis zehn Milliarden Dollar geschätzt; die Zahlen für Deutschland liegen etwa bei der Hälfte.

Auf dem 3. Internationalen Jenaer Symposium "Sepsis und Multiorgandysfunktion" haben Forscher nun aktuelle Studien zur Vorbeugung, Diagnose und Therapie der Sepsis vorgestellt. Bei den so genannten adjuvanten Therapien, also Maßnahmen, die sich zusätzlich zur Antibiotikagabe, operativen Maßnahmen zur Beseitigung der Infektionsquelle und der Intensivtherapie als effektiv erwiesen haben, gibt es drei vielversprechende neue Strategien: Die Gabe von Hydrocortison konnte die Sterblichkeit beim septischen Schock von 65 Prozent auf 50 Prozent verringern. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor einzusetzen, den weiße Blutkörperchen im Verlauf einer Sepsis freisetzen. Durch die Gabe der Antikörper konnten Ärzte die Sterblichkeit um 3,4 bis 6,9 Prozent senken.

Ein internationales Forscherteam stellte einen weiteren Wirkstoff vor: Aktiviertes Protein C, das in die Thrombinbildung eingreift, die bei einer Blutvergiftung zur Verstopfung der Blutgefäße führen kann. Die Substanz verhindert die Thrombinbildung und konnte den Studien zu Folge die Sterblichkeit von 30 auf 23,89 Prozent verringern. Allerdings berichten die Wissenschaftler auch von heftigen Nebenwirkungen: So steigt die Gefahr für starke Blutungen von 2 auf 3,5 Prozent, was jedoch immer noch sehr gering sei.

Während Hydrocortison bereits an vielen Kliniken eingesetzt wird, müssen die beiden anderen Wirkstoffe erst für den amerikanischen und den europäischen Markt zugelassen werden. Konrad Reinhart von der Friedrich-Schiller-Universität Jena rechnet allerdings schon in den nächsten sechs bis neuen Monaten mit der Genehmigung.

Darüber hinaus werden auf dem Jenaer Kongress weitere erfolgversprechende Studien vorgestellt, die jedoch noch zu ihrer endgültigen Bestätigung den Abschluss von derzeit laufenden Phase III Studien mit noch größeren Patientenzahlen bedürfen. "Es ist im Bereich der Sepsisbehandlung sehr schwierig, eindeutige Ergebnisse zu produzieren", betonte Reinhart. "Wir müssen für eine wirklich wirkungsvolle Behandlung Studien mit etwa 1500 bis 2000 Patienten haben, sonst sind die Ergebnisse nicht aussagefähig."

Von besonderer Bedeutung ist auch eine rechtzeitige und eindeutige Diagnose der Sepsis. "Hier gehen wir heute oft noch nach unspezifischen Kriterien vor, die der komplexen Situation bei einer Sepsis nicht gerecht werden", erklärt der Forscher.

  • Quellen
Friedrich-Schiller-Universität Jena
The New England Journal of Medicine 344(10)(2001)

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