News: Neuer Flohkrebs in norddeutschen Kanälen
Der Siegeszug dieses Krebses in Deutschland begann mit der Fertigstellung des Main-Donau-Kanals. "Neue Bewohner bereichern unsere heimische Tierwelt", erläutert der TU-Ökologe Andreas Martens die Entwicklung. Durch die Eiszeit wurde die Anzahl der Arten erheblich reduziert. Während die Landtiere längst zurückgekehrt sind, ist die Artenvielfalt der Wasserlebewesen in Norddeutschland noch gering.
Die hohe Wandertätigkeit des Höckerflohkrebses, der sich von anderen Flohkrebsarten durch zweiHöcker am Ende seines krummen Rückens, durch seine auffällige Körperkennzeichnung und nicht zuletzt durch seine Größe unterscheidet, ist aber nur ein Grund für seine schnelle Ausbreitung. Auch der "passive Transport" durch Schiffe spielt eine wichtige Rolle: Die kleinen Tiere heften sich in die Ritzen der Schiffskörper oder werden mit dem Ballastwasser aufgenommen und legen so weite Strecken bis in denMittellandkanal und den Elbeseitenkanal zurück.
Die Tierwelt der noch "jungen" Schiffahrtskanäle verändert sich ständig. Auffällig sind zur Zeit allerdings die hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit und die Anzahl der neuen Lebewesen, die die Kanäle bevölkern. Dem Großen Höckerflohkrebs gelingt es, mit den Lebensbedingungen in diesen strömungsarmen und mit künstlichen Uferbefestigungen versehenen Wasserstraßen besser als die bisherigen Flohkrebse zurechtzukommen. Flohkrebse, etwa ein Zentimeter lange Tiere, mit krummenRücken und ruckartigen Schwimmbewegungen, sind in Deutschland bislang nur mit wenigen Arten vertreten.
Warum der Große Höckerflohkrebs so erfolgreich ist und andere Arten in so kurzer Zeit verdrängen konnte, wird zur Zeit an der TU erforscht. Fest steht, daß es sich bei der neuen Krebsart um einen besonders anpassungsfähigen, räuberischen Allesfresser handelt, der auch andere Flohkrebse nicht verschmäht. Auf weitere Fragen, unter anderem zur Vermehrung und Lebenserwartung, erhoffen sich die TU-Wissenschaftler Anworten, um beurteilen zu können, inwieweit diese Krebsart Schaden anrichten und unsere Umwelt verändern könnte.
Flohkrebse sind für Fische wichtige Nahrung: Ob sich die deutliche Veränderung der Artenzusammensetzung auch auf die Fische auswirkt, kann heute noch nicht beurteilt werden. Aber die TU-Wissenschaftler sind noch weiteren neuen Lebewesen im Mittellandkanal auf der Spur: Eine weitere neue Flohkrebsart ist im Mittellandkanal aufgetaucht. Brandaktuell ist der Fund einer Schwebgarnele, die im November 1998 ihr Domizil im Stichkanal Salzgitter bezogen hat. Es handelt sich dabei um eine Art, die letztes Jahr erstmals in Deutschland gefunden wurde.
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