Medizin: Neuer HIV-Test spürt versteckte Viren noch besser auf
Das HI-Virus endgültig zu besiegen, ist bislang nicht möglich: Denn selbst wenn ein Patient erfolgreich therapiert wird, bleibt in aller Regel noch Virenerbgut im Körper zurück, das sich in bestimmten Immunzellen – ruhenden CD4-positiven T-Helferzellen – versteckt und dort im Zweifelsfall die Produktion neuer Erreger anstoßen kann. Um diesen Prozess besser im Blick behalten zu können, haben Wissenschaftler um Anwesha Sanyal von der University of Pittsburgh nun einen neuen Test entwickelt, der auch solche verborgenen Virenüberbleibsel aufspürt, und zwar schneller, einfacher und kostengünstiger als bisherige Verfahren.
Eine Besonderheit von Sanyals Test ist, dass er direkt bloß solche Virenreste markiert, die noch intakt sind und Patienten damit ernsthaft gefährlich werden können. Dazu detektiert der Test in Blutproben von Betroffenen ein Gen, das nur bei replikationsfähigen Viren aktiviert ist. Damit sei der Test schneller und weniger aufwändig als der bisherige Goldstandard, das so genannte "Q-VOA", schreiben die Forscher in "Nature Medicine". Die Ergebnisse stünden innerhalb einer Woche zur Verfügung, würden den Laboren weniger Arbeit bereiten und nur ein Drittel der Kosten verursachen. Zudem müsste man den Patienten dafür nicht so viel Blut abnehmen.
Sanyal und Kollegen erprobten ihren Test bereits an Menschen, die gerade eine antiretrovirale Therapie erhielten. Dabei entdeckten sie, dass in den CD4-positiven T-Zellen weitaus mehr Viren unentdeckt zu schlummern scheinen, als die bisherigen Verfahren aufdeckten: Offenbar ist das Virusreservoir etwa 70-mal größer als bislang angenommen. Die Forscher glauben, dass der Test vor allem auf der Suche nach einem HIV-Heilmittel nützlich sein könnte. Denn nur wenn Ärzte einen möglichst genauen Überblick über die verbleibende Viruslast bei ihren Patienten behalten, können sie beurteilen, wann jemand tatsächlich geheilt ist.
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