Wetter: Neuer Kälterekord auf der Nordhalbkugel bestätigt
Wer gerne ausgeglichene Temperaturen mag, sollte Jakutien in Sibirien meiden: Im Sommer 2020 erreichten die Temperaturen dort teilweise 38 Grad Celsius. Und im Winter konnte das Thermometer zumindest früher bis zu minus 67,8 Celsius anzeigen. Diesen Kälterekord aus dem Jahr 1933, gemessen in Oimjakon, ist die Region jetzt aber offiziell los, wie die World Meteorological Organization (WMO) im »Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society« schreibt. Die Organisation bestätigt darin die Messung einer automatischen Wetterstation auf Grönland vom 22. Dezember 1991, berichten die beteiligten Wissenschaftler um George Weidner von der University of Wisconsin in Madison.
An diesem Tag zeichnete die so genannte Klinck-Station einen Tiefstwert von minus 69,6 Celsius auf, den die WMO nach umfangreicher Prüfung anerkannte. Begünstigt wurde der Rekord durch die Position der Station: Sie stand auf 3105 Meter Höhe im Zentrum des grönländischen Eisschildes und damit in relativ dünner Luft. Nach zweijährigem Einsatz wurde die Messstelle wieder abgebaut und in die Antarktis verfrachtet. Um den Rekord absegnen zu können, spürte Weidner damals beteiligte Wissenschaftler auf: Sie mussten verifizieren, dass während der Messungen höchste wissenschaftliche Standards eingehalten wurden.
Verglichen mit dem absoluten Kältepol der Erde sind diese Temperaturen allerdings noch relativ lau: Dieser befindet sich in einer Senke auf dem antarktischen Plateau, wo sich die Luft noch stärker abkühlen kann. Am 24. Juli 2004 maßen Sensoren dort minus 98,6 Grad Celsius – viel kälter kann es auf der Erde nicht mehr werden, vermuten Experten. Die WMO erkennt diesen Rekord allerdings nicht an, weil die Temperaturen nicht wie üblich in der Luft, sondern direkt am Boden erfasst wurden. Sie akzeptiert bis heute daher »nur« die minus 89,2 Grad Celsius, die am 21. Juli 1983 an der russischen Antarktisstation Vostok gemessen wurden.
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