Grüner bomben: Neuer Sprengstoff könnte TNT ersetzen
Das US-Militär hat einen neuen Explosivstoff entwickelt, der womöglich das seit mehr als 100 Jahren beliebte Trinitrotoluol (TNT) verdrängen könnte. Wie ein Team um Eric C. Johnson vom U.S. Army Research Laboratory in »Organic Process Research & Development« berichtet, lässt sich die Substanz mit dem wohlklingenden Namen Bis-(1,2,4-oxadiazol)bis(methylen)dinitrat ähnlich gut verarbeiten wie TNT, ist allerdings in mehrerer Hinsicht besser als das Original. Das Militär sucht nach einem Ersatz für den bewährten Sprengstoff, weil TNT giftig für die Leber ist, im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen und das Grundwasser verseucht. Bei seiner Herstellung fallen große Mengen gefährlichen Abfalls an. Johnson entwickelte nun mit seiner Arbeitsgruppe einen Weg, die neue Substanz zehnmal effektiver herzustellen als bisher – und verzichteten dabei so weit wie möglich auf gefährliche Zwischenprodukte.
Dass TNT trotz seiner Nachteile weithin als Goldstandard für Sprengstoffe gilt, hat mehrere Gründe. Zum einen ist die bereits Mitte des 19. Jahrhundert entdeckte Substanz sehr stabil – es dauerte ungefähr drei Jahrzehnte, bis der deutsche Chemiker Carl Haeußermann das zerstörerische Potenzial des gelben Farbstoffs entdeckte. Gleichzeitig schmilzt TNT bei etwa 80 Grad Celsius wie Butter, lässt sich in eine Form gießen und härtet wieder aus, so dass man ihn leicht zusammen mit anderen Sprengstoffen industriell verarbeiten kann. Diese Mischungen allerdings deuten auf einen weiteren Nachteil der Substanz: Für sich allein ist er als Sprengstoff weniger geeignet, unter anderem kann er im Lauf der Zeit zerfallen.
Der neu entwickelte Ersatz ist dagegen stabiler, hat einen um 50 Prozent höheren Explosionsdruck und ist sauberer in der Herstellung als TNT, dessen Reinigung recht große Mengen giftiger und umweltschädlicher Waschlösung erzeugt. Bisher hat der neu produzierte Stoff allerdings noch zwei Schönheitsfehler: Zum einen ist noch gar nicht klar, ob er tatsächlich so gut als Sprengstoff funktioniert wie angekündigt – für die Tests nämlich braucht man mehrere Kilo der Substanz, und deren Produktion haben Johnson und sein Team erst möglich gemacht. Außerdem ist unklar, ob das Molekül selbst weniger gesundheitsschädlich ist als TNT, denn auch diese Tests liegen noch in der Zukunft.
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