Medizin: Neues Antibiotikum killt resistente Keime
Forscher um Kim Lewis von der Northeastern University in Boston sind auf ein neues Antibiotikum gestoßen, das selbst weit gehend resistenten Bakterien den Garaus macht. Sie entdeckten den Wirkstoff, den sie später "Teixobactin" tauften, bei dem bis dato unbekannten Bodenbakterium Eleftheria terrae unter einer Rasenfläche in Maine. E. terrae passt sich nur ungern den Lebensbedingungen in der Petrischale an – weshalb es bisher noch nicht genauer im Labor untersucht werden konnte. Möglich machte dies nun ein spezielles Gerät, das Lewis und seine Kollegen zuvor entwickelt hatten: Es schließt die Mikroorganismen in kleine Kammern ein und kann anschließend wieder im Boden vergraben werden. Da das Gerät für verschiedene Stoffe durchlässig ist, können die Bakterien so in einer natürlicheren Umgebung gedeihen – und anschließend trotzdem wissenschaftlich untersucht werden.
Mit ihrem so genannten "iChip" durchkämmten die Forscher Ozeansedimente, Böden und sogar Tierexkremente und sammelten letztendlich Proben von mehr als 10 000 verschiedenen Bakterienkolonien, von denen sich die meisten ebenso ungern mit dem Leben in der Petrischale anfreunden wie E. terrae. Letztendlich stießen sie auf mehr als 20 potenzielle Antibiotika, von denen Teixobactin aber mit Abstand am vielversprechendsten war. Der Stoff bewies sich in Labortests und im Tierversuch gegen ein breites Spektrum an grampositiven Bakterien – darunter bekannte Problemkeime wie die gegen Methicillin resistenten Staphylococcus aureus-Stämme (MRSA).
Teixobactin hemmt bei den Keimen die Synthese der Zellwand. Im Gegensatz zu vielen anderen Wirkstoffen, die ganz ähnlich funktionieren, setzt das neue Antibiotikum aber an vielen Stellen zugleich an, indem es sich auf die Fettsäuren stürzt, die zum Aufbau der Zellwand benötigt werden. Dadurch werden es die Mikroorganismen deutlich schwerer haben, sich an Teixobactin anzupassen und Resistenzen zu entwickeln, glaubt Lewis. Mäuse scheinen das Antibiotikum ersten Untersuchungen zufolge gut zu vertragen – ob das auch für den Menschen gilt, werden aber erst klinische Tests zeigen können.
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