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Medizin: Neues Klebepflaster löst sich verletzungsfrei

Das Schnelllösepflaster auf einem Objektträger

Bei all der Hochtechnologie, die in heutigen Krankenzimmern zum Einsatz kommt, vergisst man gerne, dass auch kleine Dinge über Wohl und Wehe des Patienten entscheiden. So zum Beispiel die Klebestreifen, mit denen medizinische Geräte am Körper befestigt werden – vor allem wenn sie nach Gebrauch wieder abgezogen werden. Jeffrey Karp vom Brigham and Women's Hospital in Boston und Kollegen haben daher einen Streifen entwickelt, der sich besonders gut wieder lösen lässt.

Dabei hatten sie allerdings weniger das Ziepen im Blick, das ein Erwachsener beim Pflasterlösen spürt, sondern vielmehr neu- und zu früh geborene Kinder. Deren Haut kann durch den Klebestreifen teils erheblich geschädigt werden: Rund 1,5 Millionen entsprechende Verletzungen verzeichneten Ärzte laut Karp allein in den USA jährlich.

Bei herkömmlichen Pflastern würden Kleber und Haut auseinanderreißen, schreiben die Wissenschaftler. Dabei blieben insbesondere bei Neugeborenen Teile der noch nicht verhornten obersten Hautschicht am Pflaster kleben, vor allem wenn das Pflaster im Notfall schnell gelöst wird. Auch Hochbetagte mit sehr brüchiger Haut können von diesem Problem betroffen sein.

Ihr eigenes Pflaster hingegen, das sie als Prototyp bereits hergestellt und getestet haben, verfügt über eine Extraschicht zwischen dem Kunststoffträger und dem Klebstoff. Sie ist so gefertigt, dass sich Träger und Kleber beim Abziehen an dieser Stelle trennen. Der Klebstoff verbleibt dabei zunächst im Ganzen auf der Haut, verliert jedoch seinen inneren Zusammenhalt – festgeklebte Geräte oder Schläuche können dadurch leicht justiert oder abgenommen werden. Die dicke Schicht aus Kleberresten würde sich anschließend leicht abrollen lassen, so die Forscher.

© Karp Lab / Brigham and Women's Hospital
Pflastertest
Ob ihr Pflaster hält, was es verspricht, testeten die Forscher an empfindlichem Origamipapier: Dessen Farbschicht reißt – wie die Oberhaut von Säuglingen – ab, wenn man ein herkömmliches Pflaster entfernt.

Bislang habe man vor allem mit schwächer klebenden Pflastern versucht, dem Problem der Verletzungen Herr zu werden. Dadurch verrutschen die Schläuche allerdings wesentlich leichter. Für ihr Pflaster verwendeten sie nun denselben hautverträglichen Klebstoff und dasselbe Trägermaterial, das bei herkömmlichen Produkten zum Einsatz kommt.

Dass sich ihr Pflaster trotzdem so leicht lösen lässt, verdankt sich der Tatsache, dass im Gebrauch zwei unterschiedliche Belastungen auftreten: Während der eigentlichen Benutzung kommt es vor allem auf Widerstand gegen Scherkräfte an, die sich über ein größeres Gebiet der haftenden Oberfläche verteilen. Beim Abrollen jedoch tritt eine punktuelle Belastung an der Rissstelle auf. Damit sich der Kunststoffträger vom Kleber und nicht der Kleber von der Haut löst, schwächten die Forscher gezielt die dazwischenliegende Extraschicht, indem sie mittels Laser ein Lückenmuster eingravierten. Dadurch reduziert sich die Kontaktfläche zwischen Kleber und Träger, und ihr Zusammenhalt sinkt, ohne dass dafür die Haftkraft des Klebers insgesamt verringert werden müsste.

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