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News: Neues Krebs-Medikament wird erst im Tumor zum Arzneimittel

Dieses Cytostatikum könnte für Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs bessere Chance bringen: Die US-Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat vor kurzem die Substanz Capecitabin (Roche) zugelassen. Das Spezifikum: Erst Enzyme der Tumorzellen wandeln die in dem Medikament enthaltene Substanz in den Wirkstoff um.
Die Zulassung des Arzneimittels der Firma Roche erfolgte im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens der FDA, was auch ein Hinweis auf sein neues Prinzip und seine Bedeutung ist. Bei 162 Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs und Tumoren, die gegen die herkömmliche Chemotherapie resistent waren, wurden durch die Anwendung des neuen Arzneimittels deutlich positive Behandlungsergebnisse erzielt. Bei 18,5 Prozent dieser schwer kranken Probandinnen kam es zu einer Verringerung der Tumormasse um mehr als 50 Prozent, bei einigen von ihnen verschwand die Geschwulst überhaupt.

In einer Untergruppe von 43 Patientinnen, die auf die sonst wirksamste Zytostatika-Behandlung mit Taxol und Anthrazyklinen nicht mehr angesprochen hatten, konnte immerhin bei 26,5 Prozent noch ein deutlicher Effekt erzielt werden.

Capecitabin ist eine sogenannte "Pro-Drug". Das bedeutet, daß der in dem Medikament enthaltene Wirkstoff selbst keinen Effekt auf Tumorzellen hat. Die Substanz wurde gezielt so "entworfen", daß aus ihm erst in den Krebszellen das Cytostatikum 5-Fluorouacil entsteht. Dies erfolgt durch drei Enzyme, die in besonders hoher Konzentration in bösartigen Zellen vorkommen. Diese Umwandlung läuft über mehrere Zwischenschritte ab. Ein weiterer Vorteil: Das Zytostatikum kann in Tablettenform eingenommen werden.

Eines der an der Umwandlung von der "Pro-Drug" zum eigentlichen Wirkstoff beteiligte Enzym, die Thymidin-Phosphorylase, wird weiterhin in Tumorzellen vermehrt nach einer Behandlung mit Cytostatika wie Taxol und Mitomycin C gebildet. Deshalb eignet sich das neue Medikament besonders gut in Kombination mit diesen Cytostatika.

Capecitabin wurde auch entwickelt, um ein neues Chemotherapeutikum mit weniger schweren Nebenwirkungen – zum Beispiel auf den Magen, Knochenmarkschäden sowie Haarausfall – zur Verfügung zu haben. Die häufigsten Nebeneffekte: Durchfall, Übelkeit und Müdigkeit. Die Substanz wird auch bereits bei Patienten mit Dickdarmkrebs klinisch geprüft.

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