Direkt zum Inhalt

Wissenschaftspolitik: Neues Polarforschungsschiff einen Schritt näher

Vorbild Polarstern
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat nun die technischen Entwicklungsarbeiten für das Forschungsbohrschiff "Aurora Borealis" genehmigt. Damit erhält das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) mehr als fünf Millionen Euro, um gemeinsam mit dem Fachbereich Schiffbau der Hochschule Bremen die Arbeiten für den neuen europäischen Eisbrecher im Dienst der Wissenschaft voranzutreiben.

Gleichzeitig kann nun begonnen werden, internationale Partner einzuwerben, die sich an den Bau- und Betriebskosten des Schiffes beteiligen. Bereits im Mai 2006 hatte der "Wissenschaftsrat" der Bundesregierung empfohlen, die Aurora Borealis unter deutscher Federführung zu entwickeln – allerdings unter der Bedingung, dass zunächst noch einige abschließende technische Entwicklungsarbeiten durchgeführt werden.

Der Bau des neuen Schiffes steht seit November 2006 auch im Mittelpunkt europäischen Interesses, denn Aurora Borealis ist eines von 35 Großforschungsprojekten, die auf die so genannte ESFRI-Liste (European Strategy Forum on Research Infrastructures) der Europäischen Kommission aufgenommen wurden. Zur Vorbereitung und Entwicklung der Managementstrukturen dieser 35 Großprojekte stellt die Europäische Kommission rund 200 Millionen Euro zur Verfügung. Erfreulicherweise wollen sich bereits 11 europäische Länder – einschließlich Russlands – an der nun bewilligten Vorbereitungsphase des Schiffs beteiligen.

Bei der Aurora Borealis handelt es sich um einen Schiffstyp, der weltweit bisher noch nicht gebaut wurde. Als Kombination aus Eisbrecher, Bohr- und Mehrzweck­Forschungsschiff wird es zu allen Jahreszeiten in polaren Gebieten und in der offenen See einsetzbar sein. Sie wird zu allen Jahreszeiten internationale und interdisziplinäre Expeditionen im zentralen arktischen Ozean ermöglichen und durch den ganzjährigen Einsatz neue Erkenntnisse über eine der letzten bisher unerforschten Regionen der Welt liefern. Dazu soll sie auch in der Lage sein, ohne zusätzlichen Begleiteisbrecher zu operieren.

An Bord des Schiffes können meteorologische, biologische, ozeanografische, glaziologische, geologische und geophysikalische Untersuchungen durchgeführt werden, außerdem werden die technischen Voraussetzungen für Fernerkundung, Meerestechnik, das so genannte "Subsea Floor Engineering" und arktische Tiefseebohrungen geschaffen – weltweite sogar unter einer geschlossenen Meereisdecke.

Das Schiff wird zur Klasse der schweren Eisbrecher gehören, vergleichbar den großen russischen Eisbrechern mit mehr als fünfzig Megawatt Antriebskraft. Diese enorme Leistung ist nötig, um die ganzjährige Einsatzbereitschaft in fast allen Regionen der Arktis zu gewährleisten. Das Bohrgestänge der Aurora Borealis ermöglicht Operationstiefen bis zu 4000 Metern plus einen weiteren Kilometer im Sediment. Zu den technischen Innovationen zählen auch die modularisierten mobilen Laborsysteme, die eine aufgabenspezifische Auswahl von Forschungseinrichtungen erlauben.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.