News: Neues vom Rande des Sonnensystems
Vermutlich handelt es sich bei den KBOs um die Überreste einer viel größeren Population von Objekten, die sich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren in der Frühphase des Sonnensystems gebildet haben. Gravitatorische Effekte der äußeren Planeten Neptun und Uranus sowie Kollisionen haben ihre Anzahl aber schon bald reduziert. Wahrscheinlich ist der Planet Pluto der größte Vertreter dieser Klasse von Objekten. Aufgrund der großen Entfernung sind die KBOs trotz ihrer beträchtlichen Größe bis zu 500 Kilometern Durchmesser sehr leuchtschwach, so daß sie nur mit sehr großen Teleskopen auszumachen sind. Dementsprechend wenig ist über sie bekannt. Lediglich die Umlaufbahnen wurden erfaßt, und neuere Studien ergaben, daß sie unterschiedlich gefärbt sind, von bläulichen bis zu roten Tönen.
Eine Gruppe von Astronomen haben jetzt mit dem 3,6-m New Technology Telescope des European Southern Observatory in La Silla die Rotationsdauer eines KBOs vermessen. Das Objekt 1996 TO66 befand sich während der Beobachtung in einer Entfernung von 45 Astronomischen Einheiten.
Aus über 50 Einzelbildern, die mit verschiedenen Filtern aufgenommen wurden, erstellten die Wissenschaftler eine Kurve des Helligkeitsverlaufes in der Zeit. An dieser war deutlich eine Schwankung mit einer Periode von 6 Stunden 15 Minuten zu erkennen. Außerdem konnte aus den Daten die ungefähre Größe des Objektes von 600 Kilometern abgeschätzt werden. 1996 TO66 ist damit eines der größten KBOs. Seine Form ist vermutlich ein wenig länglich mit einer Oberfläche, die eventuell hellere und dunklere Regionen aufweist.
Wegen der Größe von 1996 TO66 nehmen die Forscher an, daß sich die Rotationsgeschwindigkeit seit Entstehung des Objektes vor 4,5 Milliarden Jahren nicht wesentlich geändert hat. Interessanterweise benötigt der Kleinplanet Chiron, dessen Orbit zwischen den Bahnen von Saturn und Uranus verläuft, ebenfalls ungefähr sechs Stunden für eine Umdrehung. Die optische Erscheinung von 1996 TO66 ähnelt den Daten des KBO 1996 TL66 und des Plutomondes Charon.
Bisher ist nur wenig über die Objekte des Kuipergürtels bekannt. Doch die Astronomen hoffen, mit neuen Teleskopen mehr zu erfahren über diese direkten Zeugen der Entstehung des Sonnensystems.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 6.3.1998
"Geheimnisvolle Farben im Weltraum"
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