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News: Neues vom Rande des Sonnensystems

Als unser Sonnensystem entstand, bildeten sich neben den großen Planeten auch zahlreiche kleinere Himmelskörper, die heute als sogenannter Kuipergürtel ganz am äußeren Rand ihre Bahnen ziehen. Selbst die größten unter ihnen sind nur mit den besten optischen Teleskopen als schwache Lichtpunkte auszumachen. Umso erstaunlicher ist das Ergebnis einiger Astronomen, die gemessen haben, wie schnell eines der Objekte sich um die eigene Achse dreht.
Auf dem ESO Workshop on Minor Bodies in the Outer Solar System, der vom 2. bis 5. November 1998 in Garching stattgefunden hat, standen die erst kürzlich entdeckten und untersuchten Objekte des Kuipergürtels (Kuiper Belt Objects, KBO) im Mittelpunkt. Diese Zone befindet sich noch außerhalb der Umlaufbahnen von Neptun und Pluto. Erst 1992 wurde dort ein eisiger Himmelskörper gefunden, mittlerweile sind über 70 Objekte bekannt, die zwischen 30 und 50 Astronomischen Einheiten (4,5 bis 7,5 Milliarden Kilometer) von der Sonne entfernt sind. Eine Astronomische Einheit entspricht der mittleren Distanz Erde-Sonne. Das Objekt 1996 TL66 erreicht auf seiner Bahn sogar einen Abstand von 135 Astronomischen Einheiten (20 Milliarden Kilometer). Die Gesamtzahl der Körper mit mehr als 100 Kilometern Durchmesser wird auf über 100 000 geschätzt.

Vermutlich handelt es sich bei den KBOs um die Überreste einer viel größeren Population von Objekten, die sich vor etwa 4,5 Milliarden Jahren in der Frühphase des Sonnensystems gebildet haben. Gravitatorische Effekte der äußeren Planeten Neptun und Uranus sowie Kollisionen haben ihre Anzahl aber schon bald reduziert. Wahrscheinlich ist der Planet Pluto der größte Vertreter dieser Klasse von Objekten. Aufgrund der großen Entfernung sind die KBOs trotz ihrer beträchtlichen Größe bis zu 500 Kilometern Durchmesser sehr leuchtschwach, so daß sie nur mit sehr großen Teleskopen auszumachen sind. Dementsprechend wenig ist über sie bekannt. Lediglich die Umlaufbahnen wurden erfaßt, und neuere Studien ergaben, daß sie unterschiedlich gefärbt sind, von bläulichen bis zu roten Tönen.

Eine Gruppe von Astronomen haben jetzt mit dem 3,6-m New Technology Telescope des European Southern Observatory in La Silla die Rotationsdauer eines KBOs vermessen. Das Objekt 1996 TO66 befand sich während der Beobachtung in einer Entfernung von 45 Astronomischen Einheiten.

Aus über 50 Einzelbildern, die mit verschiedenen Filtern aufgenommen wurden, erstellten die Wissenschaftler eine Kurve des Helligkeitsverlaufes in der Zeit. An dieser war deutlich eine Schwankung mit einer Periode von 6 Stunden 15 Minuten zu erkennen. Außerdem konnte aus den Daten die ungefähre Größe des Objektes von 600 Kilometern abgeschätzt werden. 1996 TO66 ist damit eines der größten KBOs. Seine Form ist vermutlich ein wenig länglich mit einer Oberfläche, die eventuell hellere und dunklere Regionen aufweist.

Wegen der Größe von 1996 TO66 nehmen die Forscher an, daß sich die Rotationsgeschwindigkeit seit Entstehung des Objektes vor 4,5 Milliarden Jahren nicht wesentlich geändert hat. Interessanterweise benötigt der Kleinplanet Chiron, dessen Orbit zwischen den Bahnen von Saturn und Uranus verläuft, ebenfalls ungefähr sechs Stunden für eine Umdrehung. Die optische Erscheinung von 1996 TO66 ähnelt den Daten des KBO 1996 TL66 und des Plutomondes Charon.

Bisher ist nur wenig über die Objekte des Kuipergürtels bekannt. Doch die Astronomen hoffen, mit neuen Teleskopen mehr zu erfahren über diese direkten Zeugen der Entstehung des Sonnensystems.

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