Antike: Neues von der Mondmaschine
Sie gilt als eines der größten Rätsel der Archäologie: Die 2100 Jahre alte Zahnradmaschine von Antikythera soll einst für die alten Griechen Sonnen- und Mondfinsternisse exakt berechnet haben. Doch auch für die Planung sportlicher Großereignisse könnte der Mechanismus getaugt haben.
"Störe meine Kreise nicht!", soll er entnervt ausgerufen haben, bevor ihn ein römischer Soldat – angesichts dieser ungeheuerlichen Missachtung militärischer Autorität – erschlug. Im Jahr 212 v. Chr. hatten die Römer die griechische Kolonie Syrakus auf der Insel Sizilien besetzt. Neben vielen seiner Mitbürger bezahlte auch der Mathematiker, Physiker und Ingenieur Archimedes die Eroberung seiner Heimatstadt mit dem Leben.
Zwar kannten die alten Griechen durchaus einfache Zahnradkonstruktionen, doch der Fund von Antikythera zeugt von einer komplexeren Maschinerie. Ende der 1950er Jahre spekuliert der amerikanische Wissenschaftshistoriker Derek de Solla Price, das Gebilde sei ein mechanisches Messgerät, um astronomische Berechnungen anzustellen.
Als noch überraschender für die Forscher erwiesen sich eingravierte Monatsnamen. Die alten Griechen pflegten ihre Kalenderdaten von Stadt zu Stadt unterschiedlich zu bezeichnen, und die Beschriftungen auf der Antikythera-Maschine waren in Korinth und seinen Kolonien üblich.
Damit gilt der bislang vermutete Uhrwerk-Ursprungsort, die Insel Rhodos, als widerlegt. Der Blick der Forscher richtet sich jetzt gen Westen; sie tippen auf die wichtigste Kolonie Korinths: die Stadt Syrakus auf Sizilien.
Hier schließt sich der Kreis zu Archimedes' Kreisen. "Man könnte jetzt überstürzt eine Verbindung zum großen Wissenschaftler Archimedes herstellen, der in Syrakus lebte und dort 212 v. Chr. starb", meint denn auch der amerikanische Archäologe Alexander Jones. "Aber der Mechanismus ist sicherlich viele Jahrzehnte nach seinem Tod gebaut worden, und wir können höchstens sagen, dass es eine mögliche Verbindung mit einem Erbe wissenschaftlicher Geräte gab, das vielleicht auf Archimedes zurückgeht."
Ägäis, 2113 Jahre später. Ein Sturm verschlägt griechische Schwammtaucher vor die Felsküste der kleinen Insel Antikythera zwischen Kreta und Kythera. Die Taucher machen sich ans Werk – und stoßen in 42 Meter Tiefe auf die Überreste eines römischen Schiffs. Herbeigerufene Archäologen bergen neben Amphoren und Marmorstatuen einen merkwürdigen, völlig korrodierten Bronzebrocken.
Im Archäologischen Nationalmuseum in Athen säubert der Archäologe Spyridon Stais das Objekt. Hierbei stößt auf etwas, womit er wohl am wenigsten gerechnet hat: Zahnräder.
Zwar kannten die alten Griechen durchaus einfache Zahnradkonstruktionen, doch der Fund von Antikythera zeugt von einer komplexeren Maschinerie. Ende der 1950er Jahre spekuliert der amerikanische Wissenschaftshistoriker Derek de Solla Price, das Gebilde sei ein mechanisches Messgerät, um astronomische Berechnungen anzustellen.
Ein zum "Antikythera Mechanism Research Project" zusammengeschlossenes Team konnte 2005 die gewagte Hypothese vom antiken Computer bestätigen: Röntgentomografische Untersuchungen der 82 Einzelteile offenbarten, dass das Gerät, das um 150 bis 100 v. Chr. gebaut wurde, dazu taugte, astronomische Zyklen exakt zu berechnen, wie den etwa 18-jährigen Saros-Zyklus, mit dem sich Sonnen- und Mondfinsternisse wiederholen.
Jetzt stießen die Forscher um den britischen Mathematiker und Filmproduzenten Tony Freeth auf ein Detail, das die Mondmaschine nicht nur als Apparatur harter Wissenschaft zeigt. Auf einem kleinen Zifferblatt an der Rückseite konnten sie das Wort "Nemea" ausmachen. Die Nemeischen Spiele gehörten wiederum im antiken Griechenland zum Kanon der Panhellenischen Spiele, zu der auch ein heute noch übliches Mediengroßereignis zählt, das alle vier Jahre auf uns einstürmt. Ein Astrorechner als Sportkalender?
In der Tat ließen sich auch die Worte "Isthmia", "Pythia" und – kaum lesbar – "Olympia" entziffern. Der Antikythera-Mechanismus könnte demnach wirklich dazu gedient haben, den regelmäßigen Jahresrhythmus der vier gesamtgriechischen Festspiele widerzuspiegeln.
Als noch überraschender für die Forscher erwiesen sich eingravierte Monatsnamen. Die alten Griechen pflegten ihre Kalenderdaten von Stadt zu Stadt unterschiedlich zu bezeichnen, und die Beschriftungen auf der Antikythera-Maschine waren in Korinth und seinen Kolonien üblich.
Damit gilt der bislang vermutete Uhrwerk-Ursprungsort, die Insel Rhodos, als widerlegt. Der Blick der Forscher richtet sich jetzt gen Westen; sie tippen auf die wichtigste Kolonie Korinths: die Stadt Syrakus auf Sizilien.
Hier schließt sich der Kreis zu Archimedes' Kreisen. "Man könnte jetzt überstürzt eine Verbindung zum großen Wissenschaftler Archimedes herstellen, der in Syrakus lebte und dort 212 v. Chr. starb", meint denn auch der amerikanische Archäologe Alexander Jones. "Aber der Mechanismus ist sicherlich viele Jahrzehnte nach seinem Tod gebaut worden, und wir können höchstens sagen, dass es eine mögliche Verbindung mit einem Erbe wissenschaftlicher Geräte gab, das vielleicht auf Archimedes zurückgeht."
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