Invasive Arten: Neuseeland erwartet gewaltige Rattenplage
In Neuseeland leben 4,6 Millionen Menschen – und ein Zigfaches an eingeschleppten Ratten, die die einheimische Tier- und Pflanzenwelt bedrohen. Nun befürchtet das Land eine Bevölkerungsexplosion der Nager, da die Südbuchen massenhaft blühen und in wenigen Monaten reichlich Früchte tragen werden: Während des letzten so genannten Mastjahres hatte sich die Zahl der Ratten um rund 30 Millionen Tiere erhöht. "Wir erwarten massenhaft Samen im Herbst und deshalb eine riesige Bestandszunahme von Ratten und später auch von Hermelinen, die sich von den Nagetieren ernähren", warnt Kevin Hackwell von der Naturschutzorganisation Forest & Bird. Wenn die Samen dann keimen, müssen sich die Ratten anderen Nahrungsquellen zuwenden und gefährden dadurch die endemischen Arten: Vorherige Mastjahre ließen die Populationen selbst häufiger Vogel- oder Wirbellosenarten einbrechen, weil die Nagetiere und deren Fressfeinde Jagd auf Eier, Küken und erwachsene Exemplare machten.
Bereits 2014 erlebte die pazifische Inselnation ein Mastjahr. Um größere Schäden für die Artenvielfalt abzuwenden, brachte das neuseeländische Department of Conservation mit Hilfe von Hubschraubern und Flugzeugen vorsorglich Rattengift auf rund 700 000 Hektar Waldland aus. Damit sollte die Massenvermehrung der Ratten gestoppt und ihre Zahl drastisch reduziert werden. Mit Erfolg: Zählungen am Boden zeigten, dass die Nagerbestände teilweise fast vollständig zusammengebrochen waren, was letztlich auch die Hermeline im Zaum hielt. Davon profitierten viele Vogelarten, die erfolgreich brüten konnten. Forest & Bird ist allerdings besorgt, dass diese Maßnahmen in der aktuellen Saison nicht in ähnlichem Umfang durchgeführt werden können, weil es dafür noch an den nötigen finanziellen Mitteln mangelt. Mastjahre sind ein weltweites Phänomen und treten auch in Mitteleuropa beispielsweise bei Buchen und Eichen auf. In Neuseeland kommen sie durchschnittlich alle zwei bis sechs Jahre vor, je nach den Wetterbedingungen.
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