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Invasive Arten: Neuseeland will rattenfrei werden

Der Inselstaat leidet unter eingeschleppten Arten - und bekämpft diese erfolgreich. Bis 2050 soll das gesamte Land von bestimmten Schädlingen befreit werden.
Eine eingeschleppte Ratte sucht in gestrandetem Seetang nach Futter

Neuseeland leidet unter zahlreichen eingeschleppten Arten, die nicht nur die einheimischen Tiere und Pflanzen bedrohen, sondern auch jedes Jahr wirtschaftliche Schäden in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro verursachen. Premierminister John Key hat deshalb einen ambitionierten Plan vorgestellt, laut dem der Inselstaat bis 2050 einige der schlimmsten Plagen vollständig ausrotten möchte. "Bis 2050 soll jede Ecke Neuseelands von Ratten, Hermelinen und Fuchskusus befreit werden", so Key in einer Erklärung. Während die Hermeline vor allem die einheimischen Vögel und Reptilien gefährden, bedrohen Ratten und Fuchskusus sogar komplette Ökosysteme. Die aus Australien eingeschleppten und mangels natürlicher Feinde massenhaft auftretenden Beuteltiere fressen die Blätter bestimmter Laubbäume und dezimieren dadurch die Artenvielfalt der Wälder. Zudem gelten sie als Reservoir für Rindertuberkulose und beeinträchtigen damit die Viehzucht im Land.

Die Ratten wiederum beeinträchtigen Flora und Fauna. In so genannten Mastjahren, wenn bestimmte Baumarten massenhaft fruchten, vermehren sie sich extrem und verringern dadurch die Zahl der Samen beträchtlich – was die Naturverjüngung der Pflanzen verschlechtert. Im Folgejahr macht der Nachwuchs der Nagetiere dann mangels leicht verfügbarer Pflanzenkost Jagd auf Insekten, Eier und Jungvögel. Auf das Konto von Ratten sowie Hermelinen (die sich durch die Bevölkerungsexplosion der Ratten ebenfalls stark fortpflanzen) sterben jedes Jahr schätzungsweise 25 Millionen Vögel; einige Arten sind wegen der dadurch verursachten Verluste vom Aussterben bedroht oder konnten nur auf rattenfreien Inseln vor der Küste überleben.

Auf der anderen Seite verfügen die Neuseeländer über eine weltweit geschätzte Expertise bei der Bekämpfung eingeschleppter Arten. Mit ihrer Hilfe wurden bereits viele kleinere und größere Inseln von Ratten, Mäusen, Kaninchen und anderer Arten "befreit". Und auch auf dem neuseeländischen Festland haben sie schon Refugien geschaffen, in denen einheimische Arten unbeeinträchtigt überleben können. Neben Gift und Fallen kommen auch Jäger zum Einsatz, die den Fuchskusus nachstellen sollen – ihr Pelz ist in Neuseeland als Winterbekleidung begehrt.

Angesichts der Größe Neuseelands ist das Projekt sehr ambitioniert und nicht ohne Risiken. Die bislang größte Fläche, von der Ratten eliminiert werden konnten, umfasst 4000 Quadratkilometer auf der praktisch unbesiedelten Insel Südgeorgien im Südatlantik. Neuseeland ist dagegen fast 70-mal größer und wird von rund 4,5 Millionen Menschen besiedelt. Gerade in den Städten dürfte eine Bekämpfung der Ratten nahezu unmöglich sein. Der übliche Abwurf von Giftködern aus der Luft – der bislang flächendeckend und zeitgleich durchgeführt wurde – verbietet sich hier von selbst. Einfacher dürften dagegen die Kampagnen gegen Fuchskusus und Hermeline ablaufen, wobei diese in den großen Wäldern der gebirgigen Südinsel ebenfalls zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten haben.

Experten sind dennoch euphorisch. Allein schon das Ansinnen, dieses Problem auf breiter Basis anzugehen, sei ein großer Schritt vorwärts, so der Ökologe Mick Clout von der University of Auckland gegenüber dem "Guardian". Clout weiter: "Die größte Herausforderung werden Ratten – und – Mäuse in den Städten sein. Wir müssen die städtischen Gesellschaften auf unsere Seite bringen." Wenn alle Menschen der Nation zusammenarbeiten, könne dies aber gelingen, zeigt sich auch Premier Key optimistisch. Es wäre jedenfalls weltweit der erste Fall, dass ein komplettes Land von bestimmten Plagen wieder befreit würde.

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