Direkt zum Inhalt

Meteorologie: New Yorker Kälte bedeutet Stürme für uns

Wenn der US-Nordosten vor Kälte zittert, fegen wilde Stürme über Westeuropa hinweg. Zumindest besteht ein enger Zusammenhang zwischen beiden Phänomenen.
Der Zyklon Klaus im Jahr 2009 war einer der stärksten Stürme in Westeuropa während der letzten Jahrzehnte

Vom 23. bis 25. Januar 2009 zog das starke Tiefdruckgebiet "Klaus" mit großer Wucht über Westeuropa hinweg: Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Kilometern pro Stunde peitschten den Atlantik in der Bucht von Biskaya auf, 20 Meter hohe Wellen brandeten an Nordspaniens Küsten. Insgesamt starben mindestens 26 Menschen durch die Naturgewalten; gleichzeitig entstanden Schäden in Milliardenhöhe. Dank moderner Satellitentechnik wie in Meteosat-9 konnte vielerorts die Bevölkerung besser gewarnt und geschützt werden, so dass Europa schneller reagieren konnte als 1999, als Orkan "Lothar" hauste. Ein Team um Gabriele Messori von der Universität Stockholm veröffentlichte jetzt einen Zusammenhang zwischen Stürmen wie diesen beiden Extrembeispielen und ebenfalls markanten Wetterereignissen im Nordosten der USA.

Intensive arktische Kälteeinbrüche jenseits des Atlantiks führen demnach in der Folge zu regem Orkangeschehen an Europas Atlantikküsten – kurz: Wenn New York zittert, stürmt es in Spanien und Frankreich. Die Wissenschaftler analysierten dazu meteorologische Daten, die 100 Jahre zurückreichen, und bemerkten dabei einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen beiden Extremwetterlagen. Verantwortlich ist dafür der Jetstream, der normalerweise in leichten Wellen hoch in der Atmosphäre von West nach Ost strömt und wärmere Luftmassen im Süden von arktischer Kaltluft im Norden trennt. Bisweilen – und in den letzten Jahren verstärkt – buchtet er jedoch stark nach Nord beziehungsweise Süd aus, was warme Luft weit Richtung Pol schwappen lässt, während andernorts die Temperaturen unverhältnismäßig stark in den Keller gehen.

Diese Kaltluftvorstöße über Nordamerika regen die Tiefdrucktätigkeit im Bereich der Labrador-See an; gleichzeitig intensiviert sich der Jetstream, der ohne weitere Wellen relativ geradlinig auf die westeuropäischen Küsten zusteuert. In seinem Gefolge schleppt er die Tiefs an, die mehrere Tage nach der Kältewelle im US-Nordosten mit ergiebigen Regenfällen und starken Böen Spanien, Portugal, Frankreich und die Britischen Inseln erreichen. "Wir haben einen sehr robusten Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen beobachtet", so Messori. Als Nächstes möchten die Wissenschaftler analysieren, warum sich der Jetstream verstärkt und direkt nach Osten fließt. Und: "Unsere Erkenntnis könnte die Wettervorhersage für Europa verbessern. Bei einer Kältewelle im Osten der USA ist es statistisch sehr wahrscheinlich, dass fünf bis sechs Tage später zerstörerische Winde über Europa wehen", sagt Messori.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.