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Fernglastipp: Der große, reiche Sternhaufen NGC 752

Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Mit einem Fernglas lassen sich nach Einbruch der Dunkelheit interessante Objekte am Herbsthimmel beobachten.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sternhaufen, die auch unter aufgehelltem Himmel brillieren, ist der offene Sternhaufen NGC 752 erst in einer dunklen Nacht ein richtiger Genuss. Dann aber ist dieser Geheimtipp unter den Fernglasobjekten wirklich unvergleichlich – insbesondere hinsichtlich seines Sternreichtums und seiner Ausdehnung von rund 1,5 scheinbaren Vollmonddurchmessern (siehe »Sternenschwarm am Herbsthimmel«). Ein eher enttäuschender Anblick entsteht bei hellem Himmelshintergrund, da die Haufenmitglieder vergleichsweise lichtschwach sind. Daher ist NGC 752 trotz seines großen Durchmessers insgesamt auch nur 6,5 mag hell.

Sternenschwarm am Herbsthimmel | Der offene Sternhaufen NGC 752 zeigt sich erst unter einem dunklen Himmel in voller Pracht. Er befindet sich zwischen den hellen Sternen von Andromeda und Dreieck (lateinisch: Triangulum), nur rund drei Grad nordwestlich von Beta Trianguli (β Tri). Unmittelbar südwestlich des Haufens lassen sich die hellsten Komponenten des Mehrfachsterns 56 Andromedae (56 And) erspähen.

NGC 752 wurde im Jahr 1783 von Caroline Herschel, der Schwester des Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel, entdeckt. Die Sternansammlung mit rund 300 bekannten Mitgliedern befindet sich nördlich des kleinen, markanten Herbststernbilds Dreieck (lateinisch: Triangulum) und südlich der Sternenkette der Andromeda, unweit der Mitte der Verbindungslinie zwischen Beta Trianguli (β Tri) und Gamma Andromedae (γ And). Sein Anblick im Fernglas ergibt bei dunklem Himmel ein Gemisch aus feinen Sternen und einem nebligen Untergrund, der von vielen weiteren, nicht mehr voneinander zu unterscheidenden schwachen Haufenmitgliedern erzeugt wird. Eine weitere Herausforderung bietet der im Fernglas noch getrennt sichtbare Mehrfachstern 56 Andromedae (56 And). Seine in gelblichem Licht leuchtenden Hauptkomponenten mit Helligkeiten von 5,7 beziehungsweise 5,9 mag und einer Winkeldistanz von rund 200 Bogensekunden befinden sich zwei Drittel Grad südwestlich des Haufenzentrums.

Es lohnt sich auf alle Fälle, für die Beobachtung von NGC 752 ein Stativ zu verwenden oder von einem Liegestuhl aus zu beobachten, was bei hohem Stand des Sternhaufens am Himmel ein bequemes Betrachten ermöglicht. Wird ein Stativ genutzt, dann erleichtert ein ausladender Haltearm mit Gegengewicht unter diesen Bedingungen den Einblick in das Fernglas, weil sich der Körper dann nicht so nah am Dreibein befindet. Das Stativ sollte zudem hoch genug sein. So lassen sich der hohe Stand des Sternhaufens über dem Horizont und der dort transparentere Himmel am besten nutzen.

Kurz erklärt

Bogenminute: Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.

Ekliptik: Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.

Elongation: Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.

mag – Helligkeit: Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das sicherlich nicht voll ausgereift ist für astronomische Beobachtungen. Die hellsten Sterne definierte man mit der 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).

Konjunktion: Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde-Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht und zur unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.

Kulmination: Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.

Meridian: Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.

Opposition: Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne-Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.

Seeing: das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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