Planetenforschung: Nicht ein Komet, sondern ein Asteroid schlug auf Jupiter ein
Am 19. Juli 2009 ließ sich in Jupiters Atmosphäre ein riesiger dunkler Fleck beobachten: Ein Kometeneinschlag, so die verbreitete Vermutung. In den darauf folgenden eineinhalb Jahren widmete sich ein internationales Forscherteam der Atmosphäre des Gasriesen und untersuchte deren Temperatur und chemische Zusammensetzung. Zu diesem Zweck analysierten die Wissenschaftler Daten, die drei verschiedene Infrarot-Teleskope lieferten. Sie konnten rückschließen, dass es sich beim eingeschlagenen Objekt eher um einen felsigen Asteroiden als um einen eisigen Kometen gehandelt hat, obwohl ein Kometeneinschlag zunächst wahrscheinlicher schien.
Die letzten bekannten Objekte, die vorher in die Atmosphäre von Jupiter stürzten, sind die Überreste des Kometen Shoemaker-Levy. Ihr Einschlag auf Jupiter war im Jahr 1994 zu sehen. Resultate des Weltraumteleskops Hubble der NASA deuten darauf hin, dass die im Jahr 2009 eingeschlagenen Bruchstücke schwerer und dichter waren als die Kometenüberbleibsel. Dies untermauert die Schlussfolgerung, dass im Juli 2009 ein Asteroid auf den Jupiter prallte und kein Komet.
Vor dieser Kollision nahmen die Wissenschaftler an, dass eishaltige Kometen die einzigen Himmelsobjekte sind, die Jupiter treffen. Instabile Bahnverläufe bringen die Schweifsterne so nahe an den Gasplaneten, dass sie von dessen Gravitation angezogen werden. Solche Kometen sind bekannt als Jupiter-Familie. Die meisten übrigen Objekte, wie Asteroiden, liegen außerhalb des gravitativen Einflussbereichs von Jupiter, so vermuteten die Forscher. Diese Annahme entpuppte sich nun als Irrglaube.
Temperatur der unteren Stratosphäre stieg an
Amateurastronom Anthony Wesley aus Australien beobachtete am 19. Juli 2009 als Erster einen Fleck in Jupiters Atmosphäre, der im sichtbaren Licht dunkel und im Infraroten hell erschien. Die Narbe tauchte bei mittleren südlichen Breitengraden auf. Die in der Folge gesammelten Daten zeigten, dass sich die untere Stratosphäre des Gasriesen durch den Einschlag um drei bis vier Grad Celsius erwärmt hat. Zwar klingt das nicht nach viel, aber in Anbetracht der großen Ausdehnung der Atmosphäre entspricht die Erwärmung einer erheblichen Menge an freigesetzter Energie. Den Durchmesser des Einschlagkörpers schätzten die Forscher auf 200 bis 500 Meter.
Wissenschaftler berechneten die möglichen Bahnen, die ein Objekt im richtigen zeitlichen Rahmen nahe an Jupiter bringen würden. Danach durchsuchten sie den Katalog der bekannten Asteroiden und Kometen, um die Himmelsobjekte herauszufiltern, die in den berechneten Bahnen liegen. Einer der besten Treffer war 2005 TS100, ein möglicher Asteroid. Dabei handelt es sich zwar nicht um den Einschlagkörper von 2009, aber dieses Objekt läuft auf einer chaotischen Bahn und durchlief in Computersimulationen einige Annäherungen an Jupiter. Ein Asteroideneinschlag auf Jupiter ist also durchaus vorstellbar.
Rahel Heule
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben