Direkt zum Inhalt

News: Nierentransplantation per Knopflochchirurgie

Erstmals in Europa wurde dieser Tage an der Universitätsklinik für Urologie in Graz ein neues Lebendnieren-Transplantations-Verfahren angewandt: Mit der laparaskopischen Entnahme - geläufiger unter dem Begriff „Knopflochchirurgie“ - wird der bisher komplizierte Eingriff mit einer Blinddarmoperation vergleichbar, wie Univ.-Prof. Peter H. Petritsch erklärte.
Nach laparoskopischer Freilegung und Unterbindung der Blutgefäße wird die Niere mit einem kleinen Schnitt entnommen, schildert Petritsch den Vorgang. Das Blut wird mit einer speziellen Nierenkonservierungslösung ausgespült und das Organ dabei gleichzeitig auf zwei Grad Celsius gekühlt und anschließend dem Empfänger implantiert. Das Risiko: Die indirekte Entnahme muß von einem besonders geübten Operateur binnen zwei bis drei Minuten durchgeführt werden.

Die erste Operation in Graz, die insgesamt vier Stunden dauerte, verlief erfolgreich: Bei der Transplantantion fungierte ein 49jähriger Mann als Spender für seinen 22jährigen Sohn. Der Spender konnte bereits nach fünf Tagen weitgehend beschwerdefrei entlassen werden.

Die Lebendorganspende hat in Europa bei den Nierentransplantationen gegenwärtig einen Anteil von nur zwei bis fünf Prozent. „Viele potentielle Spender werden vor allem auch wegen der großen Schmerzhaftigkeit abgeschreckt, auch die Empfänger lehnen das Opfer als unzumutbar ab“, erläutert Prof. Petritsch. Auch der lange Arbeitsausfall und große Narben seien Negativfolgen der bisherigen Methode.

Mit der laparoskopischen Entnahme soll sich das ändern. Wie das Beispiel USA zeigt, kann so die Bereitschaft zur Lebendnierenspende enorm erhöht werden, so daß der Anteil dieser Form von Organspende inzwischen 20 bis 25 Prozent beträgt. Damit könnte dem Umstand begegnet werden, daß die Warteliste für Nierentransplantationen mangels geeigneter Spenderorgane immer länger wird, meinte der Mediziner.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.